Mit Magerquark und Meißel

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Nun ist er schon seit einer Stunde weg. Einen Meißel zu besorgen kann doch nicht so lange dauern. Verflixt noch eins – wo ist bloß dieses Weihnachtsdingsdessertrezept? Vier Wochen hing es an der Tafel, nun ist es weg. Lebkuchengewürz, Haselnusskrokant, Mascarpone … so ungefähr bekomme ich es zusammen, ich muss nur in Ruhe nachdenken.„MAMAAAA?“ „Äh, ja?“ „Omi hat mir gerade diktiert, wie groß die Geschenke sind, die der Weihnachtsmann zu ihnen gebracht hat. Möchtest Du mal hören?“ „Ähm, können wir das nachher machen, mein Schatz? Ich habe hier gerade ein kleines Problem …“ „Okay.“ Kurze Pause. „Also das Größte ist 75 Zentimeter lang, 40 Zentimeter breit …“ Ich versuche auszublenden und denke weiter an Mascarpone, Magerquark, Sahne. „Das andere ist nur 20 Zentimeter breit, dafür 30 Zentimeter lang und 15 Zentimeter tief. Mama, MAMA, hörst Du zu???“ „Nein, jetzt nicht!!“ Wie war das noch gleich? Dosenpfirsiche, stimmt ja. Da fehlt doch noch etwas … „Und insgesamt liegen da vier Geschenke!! Das dritte ist genau 37,5 Zentimeter lang!“

Mein Blick schweift aus dem Fenster, der Weihnachtsbaum ist deutlich länger und liegt auf dem Gartentisch – er wartet darauf, dass man ihm den Stamm bemeißelt. Eigentlich sollte das Ungetüm schon geschmückt sein, doch leider war der Stamm zu dick, die eine Seite zu buschig – und das zusammengezogen eine recht kippelige Angelegenheit. Für den Fernseher nicht ungefährlich. Doch unsere Säge drohte zu brechen, daher holt mein Mann jetzt einen Meißel. „23 Zentimeter breit und 20 Zentimeter tief!! Hast Du gehört, Mama?“ Also noch einmal – Sahne, Dosenpfirsiche, was fehlt bloß noch? Mann und Meißel sind zurück, weiter geht es. Der Baum steht nach einer halben Stunde, hält und sieht gut aus. Löffelbiskuit. Na bitte. An die Mengenangaben kann ich mich nicht erinnern, also einfach mehr abschmecken. „Häää? Oder waren es 30 Zentimeter? Ich kann meine Zahl nicht mehr lesen, Mama. Mama? Was steht da?“ Einatmen, ausatmen. Einfach weiter machen. Mandeln drauf. Fertig. Hallo Weihnachten.

Heller die Lichter nie strahlen

Rauf auf die wackelnde Leiter, schnell noch die Lichterkette ans Carport gehängt – und jetzt klemmt der Stecker. Mist. Drücken, ruckeln, rutscht. Na endlich. Uuund – aaaah! Hä? AAAAH! Wieso leuchten nur zwei Drittel dieser verflixten Kette? Vielleicht hier ein bisschen drehen – na bitte. Ich werde wahnsinnig, jetzt ist sie schon wieder aus. Ich gebe auf. Ich bin einfach keine Dekoqueen, aber das Ding – das bleibt jetzt so. Wie war das? Manchmal reichen auch 80 Prozent. Der kleine Leuchthirsch steht traurig und dunkel daneben, er hat keinen Strom. Denn wir haben nur einen Anschluss im Schuppen, und ich hatte keine Lust, noch eine Doppelsteckdose zu kaufen.

Wenn ich mich so umgucke in unserem Viertel – schön ist es! Überall leuchtet es heimelig – Sterne und Ketten in Gelb und Weiß feiern die Weihnachtszeit.
Wenn ich mich so umgucke in unserem Viertel – schrecklich ist es! Rot, Grün und Blau blinkt es, Rentierschlitten stehen auf Dächer, Weihnachtsmänner krabbeln an Balkonen rauf, auf Dauerfeuer geschaltete Leuchtspiralen verursachen Diskoatmosphäre. Und bei so mancher roten Beleuchtung im Fenster fragt man sich schon, ob das was mit Weihnachten zu tun hat, oder ob die ganzjährig in Betrieb ist.

Auf dem Weg nach Sasel hat jemand einen drei Meter großen Weihnachtsmann aufgeblasen und in den Vorgarten gestellt, gleich neben das zwei Meter fünfzig große Rentier. Auf dem Weg nach Berne steht eine riesige Plexiglaskrippe im Garten – mit Maria und Josef und der ganzen Mannschaft, alle etwa einen Meter groß. Den Stern von der Spitze schießt das Haus im Rahlstedter Weg – meine Kinder freuen sich jedes Jahr auf den Anblick! Sind wir mit dem Auto unterwegs, kommt immer die gleiche Frage: „Mama, fahren wir beim verrückten Mann vorbei?“ So heißt er bei uns. Nett gemeint. Denn ein bisschen verrückt muss man schon sein, wenn man sein Haus und seinen Vorgarten in ein einziges blinkendes Lichtermeer taucht, überdimensionale Zuckerstangen in die Tannen hängt, wenn eine Rentierherde die Einfahrt schmückt, und eine ganze Weihnachtsmanngang übers Gelände tobt.

Mit meiner Lichterkette komme ich nicht weiter. Ich könnte eine neue kaufen. Aber für die paar Tage? Außerdem käme dann wieder die Diskussion mit meinem Sohn: „Gelb ist so langweilig. Ich möchte endlich eine rote Lichterkette am Carport!!!“ Nein, mein Kind. Die wird es bei uns nicht geben. Diese Farbe hat schon der Stadtteilpuff die Straße runter für sich reserviert.

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Die Invasion der Motzbüdel

„Ts, ob die es heute noch hinbekommt?“, mosert die Frau mit einem in die Ferne gerichteten Blick. Sie erwartet Beifallkommentare aus der Schlange, während die arme Budni-Kassiererin mit den Tücken der Technik kämpft. Als es endlich weitergeht, guckt die Frau vor mir mich mit einem Augenrollen und falschen Lächeln an. Ich gucke ausdruckslos zurück und beherrsche mich, ihr nicht ein paar Takte zu erzählen.

Beim Bäcker steht ein Mann vor mir und fragt, was in dem Dreikornbrot denn drin sei? Die Verkäuferin antwortet freundlich, dass sie das nicht auf Anhieb wisse, sie würde sich mal eben schlau machen … Er antwortet, lautstark in den Raum gerichtet: „Also das gibt es doch nicht!! Arbeitet hier, und weiß noch nicht einmal, was in dem Brot ist!!“, das „Ich bin neu“-Schild an ihrer Bluse hat er übersehen.

Der Espresso zu heiß, das Eis zu kalt, die Sonne zu hell? Hat einer bei Eurem „Malen nach Zahlen“-Weltbild mal das Türkis anstatt das Blau benutzt? Grund genug, um zu motzen – Ihr Meckerfritzen, Ihr nörgeligen Nervensägen!! Ihr seid die Kanten an den Gehwegplatten meines Alltags. Ich will Euch nicht treffen und doch stolpere ich immer wieder über Euch – Ihr seid überall und man sieht Euch nicht kommen.

Hat man zu lange auf Euch drauf getreten, und seid Ihr dadurch so verzogen? Denn in meinen Augen hat es nicht nur etwas mit der Einstellung zum Leben zu tun – es hat auch etwas mit Benehmen zu tun. Man ist nicht unfreundlich zu Verkäuferinnen, man guckt die Kellnerin gefälligst an, wenn man Ihr das Geld in die Hand drückt, man pöbelt den Kassierer nicht an, wenn die Kasse spinnt. Natürlich sollte man sagen, wenn einem etwas nicht gefällt, aber dieses öffentlichkeitsgeile Herumkritteln an Kleinigkeiten – das finde ich unerträglich.

Bei der Post geht selbige mal wieder ab – es ist rappelvoll. Nein, Warten ist nicht schön. Nein, es sind trotzdem nicht alle Schalter besetzt. Aber nein – dafür können die Angestellten nichts. Von einem Fuß auf den anderen tritt der Mann vor mir, er schert aus der Schlange aus, atmet hörbar ein, guckt dabei mit aufgerissenen Augen um sich und schüttelt den Kopf. Ein Postbeamte wechselt ein freundliches Wort mit einer Kundin, beide lachen. Das reicht dem Kerl vor mir für einen kurzen Ausraster: „Na toll, soll ich denen auch noch ne Tasse Kaffee bringen, damit sie sich setzen können?“ Er guckt ausgerechnet mich dabei an und da ist es wieder – dieses falsche Grinsen, das mir sagen soll: schlag ein, hau mit drauf! Ich konzentriere mich wieder auf meinen ausdruckslosen Blick und die Beherrschung meiner Zunge. Lauter setzt er nach: „Sind hier ja nicht beim Kaffeekränzchen, hä? Stimmt doch, hä?“ Ich kann nicht anders, gucke ihn verständnislos an und antworte höflich: „Vielleicht sollten Sie mal einen Kaffee weniger trinken, das bringt den Puls runter.“ Du Gehwegplattenkante.

M:O:A

Müller OpenAir

Vorab muss ich sagen, dass ich mir jedes Mal fast in die Hosen mache. Seit 22 Jahren denkt das Lampenfieber gar nicht daran, mal die Birne raus zu schrauben. Seit 11 Uhr morgens bin ich nicht mehr ansprechbar, murmle Texte vor mich hin, übe Tonsprünge, ja, ich schaue mich sogar beim Singen im Spiegel an. Für vier Zeilen, dann beschließe ich, dass mir diese Baustelle zu groß ist, um sie bis abends zu bearbeiten. Augen zu und durch.

Es ist kurz vor Acht, die rund 60 Gäste sind da, der Soundcheck war super, ich schaue in freundliche Gesichter, meine liebsten Freunde sind da, meine Eltern, Schwiegereltern, meine Kinder. Kein Grund, nervös zu sein. Und ich halte mein Wasserglas mit tatterigen Fingern, schaue meinem Gegenüber beim Reden zu, bin mit meinen Gedanken aber bei „Viva la Vida“.
Ich bin mir sicher, ich habe das beste Hobby der Welt, und doch reibt es nach wie vor die Nerven blank. Warum ich das tue? Hä? Warum springen Menschen an Gummiseilen von Brücken? Warum tauchen sie mit Haien? Es ruft Gefühle hervor, wie sonst nichts auf der Welt.

Musik macht dass es doppelt so weh tut
Musik macht dass es nicht mehr so schmerzt („Musik“, Pohlmann)

Auf der Bühne zu stehen, mit tollen Musikern zusammen zu spielen, zu singen, Musik, die einen berührt, zu machen, das ist … Das ist schwer in Worte zu fassen. Wie muss das für Menschen sein, die auch noch Geld und Ruhm dafür bekommen?
Es ist nach Acht, wir stehen auf der Holzterrasse, schauen in einen wunderschönen Garten, nette Menschen, die vor uns sitzen oder stehen und erwartungsvoll gucken. Mir zittern immer noch die Hände, Tobi legt los, „Valerie“ erklingt. Einige wippen ein bisschen, alle freuen sich. Ist das schön. Bin ich schön nervös.

6 Monate zuvor standen wir in einer Bar in Hamburg. Von ihrer geplanten Terrassenüberdachung erzählten uns die Müllers – und mit Gin Tonic und Wein in der Hand beschlossen wir, dass so etwas eingeweiht gehört. Wir malten uns aus, wie nett es wäre, in einem riesigen Garten das Publikum sitzen zu sehen, wir auf einer Holzterrasse, dazu Drinks, Häppchen, laues Lüftchen – und handgemachte Musik. Es wurde später und später, und wir schmückten in immer mehr Superlativen das Szenario aus.

Und die Frau Müller, die ist eine echte Macherin. So eine, die nicht lange fackelt. Eine Idee hat keine Chance, sich im Alltagstrubel leise und heimlich zu verziehen – die wird festgehalten, dann werden einige Punkte geklärt, eine Liste gemacht – und dann wird durchgezogen. Egal wie viel sonst noch so los ist, egal wie anstrengend Kinder oder ihr Job gerade sind. Grandios. Und so hatten wir bereits am nächsten Tag, es war der 25. Februar 2013, eine E-Mail mit Terminvorschlägen im Postfach.

Wir sind inzwischen beim letzten Lied angekommen. Alle sind glücklich, die Gastgeber haben ein fantastisches Fest ausgerichtet, das Essen, die Drinks, der Rahmen – alles ist perfekt. Und alle spielten mit: das Wetter, die Nachbarn, die Gäste und die Musiker: Tobi, ein Virtuose an der Gitarre, Arne, die Beatbox – ich kann immer noch nicht nachvollziehen, wie er diese coolen Geräusche herausbekommt, und Jan auf dem Cajon und am Mikro, ein Multitalent. Jan hat „Haus am See“ in „Classenweg“ umgedichtet, einige haben Tränen in den Augen – vor lachen. Nervös bin ich jetzt nicht mehr, die Finger haben sich beruhigt, alles ist gut. Mehr als das.

Und wir lesen in den ältesten Liedern

unsere neuesten Träume
und kommen immer wieder zu ihr zurück
um abzutauchen und Luft zu holen – Musik. („Musik“, Pohlmann)

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Das ganze Konzert (bei „Playlist“ links oben kann man die einzelnen Songs anklicken):

Kickende Kunst

@strassenkoeter

@strassenkoeter

In der Millerntor Gallery (Charity-Kunst-Projekt, mit Viva con Agua) traf ich den Ex-Star S., den Ex-Fotografen P., die unerfüllte Ex-Liebe S. und die Ex-Kollegen F. und M..
Die machen das immer noch – sie singen noch, sie fotografieren noch, sie lieben und arbeiten noch – aber nicht mehr mit mir oder für mich. Und bei einem dieser Zusammentreffen gab mir der nette Ex-Kollege Falk den nötigen Verbaltritt in den Hintern, mal wieder etwas zu schreiben. Hier, in der Schröderei. Er würde es auch lesen. Damit hatte ich nicht gerechnet. Und nun?
Und nun ist mein Hirn gerade so grauschattiert wie der Hamburger Himmel, außerdem hören meine Zehen seit Mittwoch nicht auf zu frieren. Die mailichen Temperaturen völlig unterschätzt, zog ich ein dünnes Shirt an, und eine Lederjacke, die nur Wärme versprechend aussah.
Die besondere Atmosphäre, um das St.-Pauli-Stadion herum zu stromern und Kunst zu betrachten, wärmte wenigstens die Seele, und mir hätte ein hoher Stuhl mit einer Heizdecke gereicht – ich hätte mich den ganzen Abend wie Oma Erna hingesetzt und alle beobachtet. Wie ein Künstler sah fast jeder aus, oder wie der Freund eines Künstlers oder wie jemand, der gern Künstler wäre. Schicke, Schrullige, Schöne, Schräge – alles dabei. Eine Schicke ersteigerte großartige Fußballbilder vom Künstler strassenkoeter, ein paar Stylomaten-Mädels flanierten durch die Gänge, viele Bärte, große Brillen, unzählige Strickmützen, nette, sympathische Menschen, Wichtigtuer und Wichtige. Und anscheinend wenig Stadiongänger – denn keiner brüllte bei der Versteigerung vom Marius-Ebbers-Bild mit uns gemeinsam „Fußballgott“.
Und dann war da noch Nena mit blauer Sonnenbrille, einer Wahnsinnsausstrahlung und in Begleitung einer großen, lässig aussehenden Familie.

Es wäre ein perfekter Abend gewesen, um sich mit Steffi zu betrinken, zu später Stunde vor der Bühne die Musiker zu feiern, für die ausgestellte Kunst immer mehr Superlative zu finden, sentimentale Blick ins Stadion zu werfen, sehr laut zu lachen und vielleicht auch zu tanzen. Doch es waren 10 Grad.  Guckt es Euch an. Aber Kinners – zieht Euch warm an.

Falk hat dazu auch ein paar Worte und Bilder.

Der Glatzkopf und das Gör

Kinderfernsehen. Geht es um Bullerbü und Pippi Langstrumpf, bin ich gern dabei. Doch sobald gewisse Minihelden auftauchen, muss ich das Zimmer verlassen:

„Ich will aber keinen Salaaaaat!!“ Das kleine Mädchen in Nachthemd und Krone kreischt in Frequenzen, dass sich die Trommelfelle wellen. Mit weit auseinander stehenden Augen, einer Frisur wie ein Spaghettimob und einer riesigen Klappe stolpert „Die kleine Prinzessin“ von Ausraster zu Ausraster. Und meine Tochter findet es toll.

DVD-Zeit – was möchtet Ihr gucken? „Die kleine Prinzessin“. Was für ein netter, was für ein irreführender Titel.
Sie ist eine Prinzessin im schlechtesten Sinne:
Ihren Willen brüllt sie mit weit aufgerissenem Mund in die Luft, bis die Tauben taub sind – sie kommandiert, motzt, meckert, heult und jammert.

Eine nachgiebige Mutter mit Marktkopftuch und Krone und ein dümmlicher Königspapa, der sie auch nach der größten Unverschämtheit noch „Mein Püppchen“ nennt.

Sollte es uns Sorgen machen, dass unsere Kinder so etwas mögen? Ein dominantes Balg, welches seinen Hund Schlampe Schlamper nennt, welches das Kindermädchen von links nach rechts jagt, in einem Schloss lebt, wo Gärtner oder Koch kuschen müssen und der gesamte Hofstaat ängstlich darum bemüht ist, es dem Kronenmonster recht zu machen? Krone ab, Sechs, setzen.

Gleiche Liga ist „Caillou“. Von niedlich keine Spur, es sei denn, man findet Vierjährige mit Glatze süß. Und auch hier trifft einen der Nervfaktor „Stimme“ in den Hörkernen des Großhirns. Doch ganz ganz lieb sind hier alle zueinander. Mit ganz ganz vielen „i’s“ – die sind symbolisch für die zuckrigen Dialoge von Mami, Papi, Omi, Opi, Rosie und Caillou.

Alle reden mit mischpultverstellter Stimme, Mami und Papi sind perfekt, haben für alles eine pädagogisch wertvolle Erklärung, sind immer nett und immer sehr verständnisvoll. Worte werden überdeutlich formuliert, als müsse jemand mitschreiben, und alle sind so freundlich zueinander, dass einem flau wird. Caillou könnte das Haus anzünden und Mami und Papi würden mit Singsangstimme sagen: „Hase, wir wissen ja, dass es keine Absicht war. Aber nun pass auf, dass Du Dich nicht verbrennst.“

Und WIESO hat dieses Kind keine Haare? Alle haben Haare, selbst seine zweijährige Schwester Rosie. Mit einem lieben i. Klar.

WER IST DICHTER?

Als wäre es nicht schon verrückt genug, zu jemandem ins Auto zu steigen, den man überhaupt nicht kennt. Mit dem man noch keine zwei Sätze gesprochen hat. Und doch sieht man den Menschen hinterm Steuer des beige-gelben Autos als Retter in der müden Nacht, als Zuflucht vor der lauten Straße, als sicheren Begleiter Richtung Zuhause.

Vor fünf Minuten war ich noch Zuhörer eines Lyrikvortrages. Ein Dichter, ein Musiker, ein Schauspieler brachte mich in die Zielstraße. Hätte ich zwei Gläser Wein mehr intus gehabt, wäre ich entweder ob der einlullenden wohlklingenden Worte eingeschlafen oder in albernes Gegacker ausgebrochen. Ganz ernsthaft – ich habe soeben für 22 Euro drei Gedichte und Biografieauszüge von 1966 genießen dürfen, sechsfach ausgesprochene Buchempfehlung inklusive. Wahrscheinlich ist er einer, der nach zu vielen schrägen Fahrgästen beschloss, in die Offensive zu gehen: Bevor mich einer vollquatscht, rede ich! Und zwar ohne Luft zu holen.
Dabei war ich bisher stets ein harmloser Fahrgast. Schluckauf, leises Schnarchen, seltsame Gesprächsversuche („War Taxifahrer schon immer Ihr Traumberuf?“), eisiges Schweigen, unterdrücktes Schluchzen, hysterisches Gelächter, hymnisches Singen – für echte Taxifahrer Erdnüsse.
Eine Totalreinigung, kein Geld, keine Ahnung – das musste noch niemand mit mir durchmachen.

Die, die kein Radio anhaben und selbst bei Gesprächsversuchen („Ganz schön kalt geworden …“) schweigen, die sind mir am unangenehmsten. Da starrt man dann geschlagene dreißig Minuten aus dem Fenster und wühlt in Gegenwart eines Fremden in seinen Gedanken.

Und dann gab es da noch den, mit dem ich mich so angeregt unterhielt, dass er versehentlich zur falschen U-Bahn-Station fuhr. Oder der Jazzmusiker aus Amerika, der mich morgens um 5 Uhr zum Flughafen kutschierte, der Inder, der seit Jahren davon träumte, mehr Geld zu verdienen und nachts mehr bei seiner Familie zu sein, die nette Frau in Berlin, die das Taxameter ausstellte, bis wir unser Restaurant gefunden hatten – und heute nun die Krönung: Goethe und Ringelnatz in Persona.

Hat nicht jeder seine Taxigeschichte? Und hat nicht jeder Taxifahrer eine Geschichte?

Die Engagierten

„Hast Du schön gehört? Frau B., Frau S. und Frau R. sollen wohl die Klassenlehrerinnen werden.“ „Naja, Frau B. wäre ja eine Katastrophe, da muss man sich ja überlegen, ob man wirklich an dieser Schule bleibt …“ Ich komme aus dem Staunen nicht mehr heraus. Und ich bin unterversorgt, ein Informationsdefizit zieht sich durch meinen Alltag. Kann das schaden? Oder bewahrt es mich vor hohem Blutdruck, hektischen Flecken und Gift und Galle? Wenn ich glaubte, der Kindergarten sei ein Kosmos der Engagierten, schwant mir, dass ich in den nächsten vier Jahren meine Lektion lernen werde.

Im Kindergarten meines Sohnes war ich ein Jahr lang Elternvertreterin. Aus der Not heraus. Die Dame, die das Amt eigentlich ausfüllen sollte, ich nenne sie mal „Bimmelim“ – weil sie eigentlich so belanglos ist und einen kreativen Schimpfnamen nicht verdient hat – verpestete die fröhliche Kindergartenluft dermaßen, dass sie nach einem Eklat mit großem Auftritt und dramatischer Kopfbewegung ihr Amt niederlegte. Bis dahin ging es um Banalitäten und um konstruierte Probleme, auf Bimmelims Konto gingen Lästereien, ständige Beschwerden bei und über die Erzieherinnen, unverschämte, sehr lange Schimpftiraden per E-Mail und dann schafften sie und eine andere Mutter es, sich lauthals im Flur anzubrüllen, sodass die Kindergärtnerin sie bitten musste, dies doch draußen zu tun – und nicht vor den Kindern. Erstaunlich, dass man erwachsene Menschen auf so etwas aufmerksam machen muss.
Und nun saßen da rund 18 Frauen und drei staunende Männer am Tisch und fragten in die Runde, wer das Amt übernehmen möchte. Schweigen. Eine andere Mutter, die ich sehr mag, erklärte sich nach zähen Minuten der Stille bereit, schaute mich an, ich zuckte mit den Schultern und meinte: „Kann ja nicht so schwer sein.“ Wahl gewonnen. Böser Blick von Bimmelim.
Als ich an einem Abend danach die Elternvertreterin einer andere Gruppe zwanzig Minuten nicht vom Hörer bekam, weil sie eine Initiative gegen den ständigen Heizungsausfall starten wollte (zwei Mal, drei Mal?), überlegte ich kurz, einfach aufzulegen. Mit rotgequatschtem Ohr hoffte ich auf bessere Zeiten, wenn die Schule losgeht. Nicht so emotional, nicht so beschützend sind die Mütter da, dachte ich, die Kinder selbstständiger, viele Mütter arbeiten und haben gar keine Zeit, sich ständig das Maul zu zerreissen. Die Rechnung habe ich ohne „Die Engagierten“ gemacht. Die wissen alles. Und die stehen in immer denselben Grüppchen vor der Schule und debattieren sich die Schultergelenke lahm. Bisher konnte ich an der aufgeheizten Luft nur schnuppern, doch ich befürchte, ab der ersten Klasse versengt sie einem die Augenbrauen, wenn man den Kopf nicht schnell genug einzieht. Ich bin gespannt. Countdown sieben Monate.

Babes in Berlin

Sehr entspannt sehe ich Steffi zu, wie sie den Obstspieß in ihrem Bellini zwei Mal im Kreis rührt, reflexartig fange ich ebenfalls an zu rühren. Dass Schaumwein seinen Namen verdient, bemerken wir eine Sekunde später, als der apricotfarbene Drink über den Glasrand läuft und runde Seen auf dem Tisch hinterlässt. Uncool in zwei Sekunden. Und das auch noch in Berlin. Die Bedienung rührt verbal noch einmal um: „Ja, wat meint ihr denn – deshalb sitzt Ihr ja och in der hinteren Ecke, wa?“ Lacht – und ab. Wir lachen mit. Und trinken schnell aus.

Wenn man als Hamburger meint, in einer Großstadt zu leben, sollte man dringend nach Berlin fahren. Um mal ein Wochenende in einer Großstadt zu leben. Ich liebe Hamburg. Eine geborene Krabbenschubserin bin ich, eine Küstenlady, eine Kutterbraut, ich liebe die Döntjes und die Tüdelbüdel, und selber dumm Tüch schnacken – doch Hamburg ist ein salziges Dorf, keine scharfe Stadt. Und damit stimme ich nicht in das Gestöhne der Kulturköpfe mit ein, die einmal erklären „Hamburg ist tot“ und dann mal wieder „Stadt XY ist tot“ oder auch gern „Hier oder dort ist der Place to be“. Interessiert mich nicht. Hamburg ist meine Heimat. Die kann nicht tot oder lebendig sein.
Aber zurück zur Großstadt, zurück zum bunten B.
Berlin ist für uns nach wie vor ein Understatementphänomen. Friseur Dennis Creuzberg? Einfach bei diesem unscheinbaren Mietshaus ganz oben klingeln, und hinter einer noch unscheinbareren Tür stehen wir im schicken Frisurenatelier – fusselig rein, perfekt gestylt wieder raus, drei Zentimeter überm Boden schwebend, da wir „Nicht muttimäßig aussehen“ und „Die Frisur zu den lässigen Klamotten passen sollte.“ DANKE. Danke. Danke. Und das von 25jährigen gut aussehenden Männern. Wie nett. Oder Mitleid. Oder die Jungs wissen, wie man Trinkgeld macht. Auch okay.

Nach Kichererbsenteller und interessantem Gespräch mit einem Kreativen aus New York City, der lieber in Berlin leben möchte, gehen wir ins Hotel.
Motel One hatte ich eigentlich in guter Erinnerung – man weiß was man bekommt, es liegt zentral, hat immer die gleiche Qualität zu einem günstigen Preis. Aber erster Stock zur Straße ist nicht ideal … Na ja, wollen wir mal nicht rumzicken. Fenster bleibt zu, die Klimaanlage an. Aber wieso ist es so warm hier? Das Rad an der Klimaanlage klickt zuverlässig wenn ich es unter 22 Grad drehe – AUS. Bei der Rezeption erklärt man mir, dass die Anlage in den Wintermonaten nicht unter 22 Grad läuft, in dieser Zeit ist sie als Heizung zu verstehen.

Ein paar Stunden später haben wir die Wahl zwischen zwei Träumen.
Fensterzutraum: Wir sitzen im Latexanzug und von drei Daunendecken umhüllt in der 95-Grad-Sauna, Aufgusszeit.
Fensterauftraum: Unser Bett steht auf einer Verkehrsinsel, links neben uns drei Spuren stadteinwärts und rechts drei Spuren stadtauswärts. Die Luft ist kühl, doch Lichtblitze, Hupen und Motorengeknatter neben den Kopfkissen lassen uns denken, wir stünden mit unserem Bett auf einer Verkehrsinsel.

Wieder ein paar Stunden später stehe ich mit unvorteilhaftem Morgenstyling, roten Augen und tiefen Augenringen an der Rezeption und bettle um Mitleid und ein anderes Zimmer. Schlafmangel bringt nicht die besten Seiten in einem Menschen hervor, und perfide spiele ich mit Grabesstimme die Kinderkarte aus: „Seit sechs Jahren wenig Schlaf“, „Endlich mal ein Wochenende frei“, „Wenigstens hier durchschlafen“. Etwas viel Melodram, doch unser neues Zimmer liegt im 9. Stock zum Hof raus.

Unsere Sachen sollen wir im Gepäckraum zwischen lagern, unser neues Zimmer sei erst am Nachmittag frei. Der Mann, der uns das Gepäck abnimmt, wirkt über die Menge irritiert („Drei oder vier Paar Schuhe? Egal, pack alles ein, Steffi! Wir hauen den Kofferraum voll und von der Tiefgarage aus gibt es einen Fahrstuhl!“), bei einigen Taschen über das Gewicht und bei einer anderen über meinen Hinweis, er möge diese Tasche bitte nicht hinlegen, die Flasche darin stehe zwar recht sicher, sei aber offen.

Früher Nachmittag, wir schlendern durch die Neue Schönhauser Straße, gehen bei 14 oz. rein, und ich stolpere fast benommen von Kleiderständer zu Kleiderständer – so viel Schönheit in einem Laden ist kaum auszuhalten. Jedes zweite Teil könnte ich mitnehmen, mein Kleiderschrank würde wohlig ächzen, die Verkäufer und Verkäuferinnen – was für lässige, interessant aussehende Menschen. Eigentlich möchte ich doch nichts kaufen, ich möchte mich nur in den kuscheligen Sessel in der Ecke setzen und zuschauen; einfach da bleiben und hoffen, dass irgendetwas hiervon auf mich abfärbt.

In der Alten Schönhauser Straße angekommen, hocken wir uns vor die Ponybar in die Sonne, wir brauchen Alkohol statt Kaffee. Die Realität hier draußen trinken wir uns einfach genauso schön. Funktioniert. Meine Sitznachbarin hat tolle Schuhe an. Nachdem sie mir verraten hat, dass die von Isabel Marant sind (danke, Steffi, dass Du mir eine Woche vorher erzählt hast, wer das ist, und ich mich in dem Moment durch „Isa-wer“-Fragen nicht zum Obst gemacht habe), bekommen wir den besten Tipp des Wochenendes: den Secondhand-Laden im Hinterhof, drei Türen weiter.

Und nun geht es wieder zum Essen: Department Berlin. Noch ein Hinterhof, wieder ein unscheinbarer Eingang, wieder ein erstaunliches Innenleben. Im ehemaligen Postamt sitzen wir unter einem Kuppeldach und sehen später an der Bar stehend zu, wie die Tische weggeräumt werden, um fürs Tanzen Platz zu schaffen. Da kann das Licht so schummerig sein wie es will – hier sind alle deutlich jünger. Doch feiern können die nicht. Ein seltsamer Mix aus Diskoschlagern, Abba und ollen Kamellen läuft, die Mädels haben alle zu hohe Schuhe und zu freie Schultern, um sich entspannt bewegen zu können. Und dann kommt etwas, das habe ich ewig nicht gesehen: Sie legen ihre Taschen in die Mitte und die Püppies tanzen, nein, tänzeln im Kreis drum herum. Sieht doof aus. Ständig werden Tops festgehalten, Haare mit gespreizten Fingern zur Seite geschoben und kurz geguckt wer guckt, ab und zu stimmen sie alle in kleine hohe „Wuhuu!“-Kiekser ein. Waren wir in dem Alter etwa auch so? Wie laaaangweilig! Zurufen möchte ich ihnen: „Gebt Gas! Seid jung, schert Euch nicht um Eure Haare, nehmt ne Schicht vom Gesicht und bewegt Eure Hintern vernünftig!!“ Und dann ordern wir noch einen Borgmann Mule und freuen uns, dass wir die Gelassenheit des Alters erreicht haben.

Wir tun, was wir immer tun, wenn wir „das“ Jahreswochenende zusammen verbringen: Essen, trinken, wenn das Zimmer es zulässt – schlafen, ausgehen, shoppen, lachen, tratschen, schweigen, entdecken, shoppen, trinken. Jedes Jahr eine andere Stadt – doch wir haben das Gefühl, mit Berlin noch nicht fertig zu sein. Shoppingmäßig.

Zivilistin unterm Messer

Krankenhausaufenthalt. So willkommen wie Nacktschnecken auf der ersten Treppenstufe. Wenn alles gut läuft und das Glück genug Profil hat, tritt man nur mit einem angeekelten Gefühl drauf. Hat man Pech, rutscht man aus. Im Angebot: kleiner Eingriff in der Kiefernhöhle plus eine Nacht im Doppelzimmer inklusive Abendessen und Frühstück. Und Ärzte in Uniformen. Und Schwestern in Uniformen. Und hier und da ein zackiges „Oberfeldwebel“ durch den neonröhrenhellen Gang geschmettert. Erlebnispark Bundeswehrkrankenhaus. Gebucht.
Die Frage der Fragen, die ich in den nächsten 28 Stunden etwa viermal beantworten muss: „Sind Sie Zivilist?“ „Wie bitte?“ „Na, ob Sie Zivilist sind – oder bei der Bundeswehr?“ Nein, ich bin nicht Vereinsmitglied. Bekomme ich jetzt nur Recyclingklopapier?

Eine interessante Situation ist die Voruntersuchung. Da sitzt man neben der alten Dame und dem jungen Soldaten im Wartezimmer und fragt sich, was die wohl plagt. Stunden später erklärt es sich beim Treffen im Gang fast von selbst: Der eine trägt beidseitige Nasentamponaden bis zu den Augen hochgeschoben, die andere einseitige Ohrenschützer. Man grüßt sich etwas derangiert – aber freundlich lächelnd.

Freundlich lächeln – davon hat die Schwester mit Lockenzopf noch nie etwas gehört. Was denkt so ein Mensch? Ich gucke sie nett an, als ich den Raum betrete – und die stiert zurück, als hätte ich ihr gerade gesagt, dass ihre Brille scheiße aussieht. Keine Reaktion. Da sich ihr Oberkörper hebt und senkt, gehe ich davon aus, dass keine Leichenstarre vorliegt, also fange ich einfach an zu reden.

Mehr Humor hat wenig später die OP-Schwester: „Guten Morgen! Sie haben Ihre Tabletten genommen? Gut. Und sind Sie schon ein bisschen müde? Gut. Dann noch einmal zur Sicherheit – wie heißen Sie? Okay. Und was soll bei Ihnen gemacht werden? Jaaa, genau. Gut. Sind Sie ganz sicher? Ich hätte heute auch Brustvergrößerung im Angebot.“ Lachend in die Vollnarkose – so wünscht man sich das.