Nun ist er schon seit einer Stunde weg. Einen Meißel zu besorgen kann doch nicht so lange dauern. Verflixt noch eins – wo ist bloß dieses Weihnachtsdingsdessertrezept? Vier Wochen hing es an der Tafel, nun ist es weg. Lebkuchengewürz, Haselnusskrokant, Mascarpone … so ungefähr bekomme ich es zusammen, ich muss nur in Ruhe nachdenken.„MAMAAAA?“ „Äh, ja?“ „Omi hat mir gerade diktiert, wie groß die Geschenke sind, die der Weihnachtsmann zu ihnen gebracht hat. Möchtest Du mal hören?“ „Ähm, können wir das nachher machen, mein Schatz? Ich habe hier gerade ein kleines Problem …“ „Okay.“ Kurze Pause. „Also das Größte ist 75 Zentimeter lang, 40 Zentimeter breit …“ Ich versuche auszublenden und denke weiter an Mascarpone, Magerquark, Sahne. „Das andere ist nur 20 Zentimeter breit, dafür 30 Zentimeter lang und 15 Zentimeter tief. Mama, MAMA, hörst Du zu???“ „Nein, jetzt nicht!!“ Wie war das noch gleich? Dosenpfirsiche, stimmt ja. Da fehlt doch noch etwas … „Und insgesamt liegen da vier Geschenke!! Das dritte ist genau 37,5 Zentimeter lang!“
Mein Blick schweift aus dem Fenster, der Weihnachtsbaum ist deutlich länger und liegt auf dem Gartentisch – er wartet darauf, dass man ihm den Stamm bemeißelt. Eigentlich sollte das Ungetüm schon geschmückt sein, doch leider war der Stamm zu dick, die eine Seite zu buschig – und das zusammengezogen eine recht kippelige Angelegenheit. Für den Fernseher nicht ungefährlich. Doch unsere Säge drohte zu brechen, daher holt mein Mann jetzt einen Meißel. „23 Zentimeter breit und 20 Zentimeter tief!! Hast Du gehört, Mama?“ Also noch einmal – Sahne, Dosenpfirsiche, was fehlt bloß noch? Mann und Meißel sind zurück, weiter geht es. Der Baum steht nach einer halben Stunde, hält und sieht gut aus. Löffelbiskuit. Na bitte. An die Mengenangaben kann ich mich nicht erinnern, also einfach mehr abschmecken. „Häää? Oder waren es 30 Zentimeter? Ich kann meine Zahl nicht mehr lesen, Mama. Mama? Was steht da?“ Einatmen, ausatmen. Einfach weiter machen. Mandeln drauf. Fertig. Hallo Weihnachten.