Julia Emma Schröder TSG Hoffenheim - Mainz 05

Krabbenschubser in Blau-Weiß

„Mama, hast Du Dir weh getan?“, meine Tochter steht mit besorgtem Blick im Badezimmer. Das laute „Aaah!“, der leisere Knall danach – und ich stehe mit Tränen in den Augen neben der Duschtür. „Nein, alles gut. Hoffenheim hat ein Tor geschossen!! Und ich bin vor Freude so schnell mit dem Kopf hochgekommen, dass ich mich gestoßen habe.“ „Ach so …“, meine Tochter zuckt mit den Schultern und ich meine zu sehen, dass die Kleine leicht den Kopf schüttelt. Immerhin beobachtet sie, wie ihre Mutter mit Putzeimer im Bad steht, Bundesliga per Liveübertragung auf dem Handy hört und mit Gänsehaut und Tränen in den Augen Tore verkündet. Genauer gesagt: TSG-Hoffenheim-Tore gegen Mainz 05. Meine Schläfe reibend frage ich mich, ob ich doch zuviel Antikalk eingeatmet habe.

Julia Emma Schröder TSG Hoffenheim - Mainz 05Mein Sohn sitzt im selben Moment mit seinem Vater in Sinsheim und atmet Stadionluft – sein erster Besuch in der Rhein-Neckar-Arena! Dass blau-weiße Liebe in Hamburg nicht zwangsweise HSV bedeuten muss, das habe ich in den letzten vier Jahren gelernt – und die TSG hat gezeigt, wie echte Fanbindung geht. Zu seinem siebten Geburtstag schrieb ich dem Verein von der unerschütterlichen Zuneigung eines norddeutschen Kindes zu „seiner TSG“ – von den erfolglosen Versuchen, ihn zum St. Pauli zu bekehren – und von den Emotionsdramen, die sich bei uns abspielen, wenn es für Hoffenheim um Sieg oder Niederlage geht. Gegen den HSV mussten wir Karten für den Gästeblock per Fax kaufen, im Stadion flippte mein Sohn völlig aus, als die TSG ein Tor nach dem anderen schoss – Hamburger unter Hoffenheim-Fans in Hamburg – was für ein Szenario!

Und so bat ich den Verein um eine kleine Geburtstagsüberraschung in Form von Autogrammkarten seiner Stars – das wäre das Größte für ihn, ein Gruß von seinem Verein. Was dann kam, übertraf alles: ein Foto seiner vier Helden, die ein Plakat mit persönlichen Glückwünschen an ihn hochhielten, und ein Bericht über den „Hamburger Jung, der zu Hoffe hält“ wurde auf einer viertel Seite im Stadionmagazin abgedruckt. Als er den Umschlag öffnete und mit feuchten Augen zu mir sagte, dass dies das allerschönste Geschenk überhaupt sei, und „Die kennen mich ja jetzt auch ein bisschen, oder Mama?“, da schossen auch mir die Tränen hoch – ganz ohne Duschwand am Kopf.

Seitdem sind zweieinhalb Jahre vergangen – mein Sohn hält eisern zu Hoffe, trotzt aller Schmähungen, aller belustigten Nachfragen, wie ein Hamburger ausgerechnet auf Hoffenheim komme… er zuckt nicht, nicht einmal mit den Schultern, er steht zu seinem Verein, sein Zimmer erinnert an ein Fanshop-Warenlager, sein Herz schlägt Blau-Weiß – und Punkt. Als Hoffenheim vor einigen Jahren der Abstieg drohte, fragte ihn der Opa eines Freundes, warum er ausgerechnet und immer noch Hoffenheim-Fan sei? Seine Antwort: „In Hoffenheim steckt doch das Wort hoffen.

Julia Emma Schröder TSG Hoffenheim - Mainz 05Seit ein paar Stunden ist der Lütte zurück vom wahrscheinlich denkwürdigsten Wochenende seines Fußballerherzens – das erste Mal zu seinem Verein gereist, das erste Mal unter seinesgleichen. Und was soll ich sagen? DANKE, TSG Hoffenheim – Ihr habt wieder einmal einen kleinen Jungen so glücklich gemacht! Denn meine Bitte, ob der kleine große Hoffenheim-Fan, der ganz aus Hamburg anreist, einmal kurz einen Blick hinter die Kulissen werfen könne, wurde mit soviel Freundlichkeit, so schnell und mit so tollen Angeboten beantwortet, dass der Lütte mit Aktionsshirt „Alle gegen Einen – Alle gegen den Abstieg“, persönlicher Stadionführung, zwei Plätzen auf der Fanbank und einem Interview mit ihm auf der Videowall des Stadions in der Halbzeitpause im Hoffenheim-Himmel schwebte. Und das an einem Wochenende, wo es um viel ging, der ganze Verein angespannt war und alle Mitarbeiter Extraaufgaben zu meistern hatten. Liebe TSG 1899 Hoffenheim – Ihr habt großartig gespielt – ich habe das im Badezimmer genau verfolgt. Und Ihr habt dazu dank Eurer immer zuvorkommenden und über die Maßen netten Marketingabteilung ein paar Fischköppe mehr zu Fans gemacht – das war 1. Liga. Danke.

P.S.: Nicht bedanken möchte ich mich für die Bandbreite an Fanartikeln. Hier steht jetzt ein Gartenzwerg im Vorgarten. Blau-Weiß. Mit Elch im Arm.

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