Als ich letzte Woche um 7 Uhr zur Arbeit fuhr, lief mir fast der Kaffee aus dem Mund: Der VHH hat wirklich alles gegeben. Frauentausch trifft Talkshow, tiefer kann das Niveau nicht mehr sinken. Ich zwinkerte, nahm noch einen Schluck, aber die Buchstaben, die vor mir riesengroß auf dem Heck des Busses standen, blieben in derselben Reihenfolge: „Öfter mal einen fahren lassen“. Da wird Busfahren doch plötzlich viel attraktiver.
War das Niveau schon immer da unten? Verrohen wir immer mehr, steigt die Anzahl die grölenden Schenkelklopfer, die eine Saftwerbung für einen Drink mit Chiasamen lustig finden, auf der steht „Bei Samenstau bitte schütteln“ oder „Oralverzehr – schneller kommst Du nicht zum Samengenuss“? Drei Jahre bin ich in der Kantine der Holsten-Brauerei in die Schule der niveaulosen Witze gegangen, ich habe lange Zeit Musik gemacht, Bandproben mit Bierkästen und derben Sprüchen – alles kein Problem, ich bin da nicht zimperlich. Aber das hier ist nach meinem Empfinden unterste Schublade. Wie kann man sich das vorstellen in der Marketingabteilung von „True Fruits“?: „Samen …“, (kicher), „Mh, was fällt uns dazu ein ..?“, (glucks), „Also … mir ja nur was Schweinisches, hihi!“, „Jaaa, Samenstau! Haha!“, (prust), „Oralverkehr!“ „Ich hab’s!! OralverZEHR!“ „Hihiii – der ist gut!“
Oh Mann. Wusste gar nicht, dass hormongebeutelte Teenager während ihres Praktikums ganze Kampagnen texten dürfen.
Und falls ich mir als Frau so ein Getränk kaufe und mich damit in der Öffentlichkeit bewege, muss ich mich dann auf sexistisch dämliche Sprüche gefasst machen? Und vor allem – soll Werbung ein Produkt denn nicht attraktiv machen? Ein viertel Liter „Samenspender aus gutem Hause“? Na dann, guten Appetit.