„Hast Du schön gehört? Frau B., Frau S. und Frau R. sollen wohl die Klassenlehrerinnen werden.“ „Naja, Frau B. wäre ja eine Katastrophe, da muss man sich ja überlegen, ob man wirklich an dieser Schule bleibt …“ Ich komme aus dem Staunen nicht mehr heraus. Und ich bin unterversorgt, ein Informationsdefizit zieht sich durch meinen Alltag. Kann das schaden? Oder bewahrt es mich vor hohem Blutdruck, hektischen Flecken und Gift und Galle? Wenn ich glaubte, der Kindergarten sei ein Kosmos der Engagierten, schwant mir, dass ich in den nächsten vier Jahren meine Lektion lernen werde.
Im Kindergarten meines Sohnes war ich ein Jahr lang Elternvertreterin. Aus der Not heraus. Die Dame, die das Amt eigentlich ausfüllen sollte, ich nenne sie mal „Bimmelim“ – weil sie eigentlich so belanglos ist und einen kreativen Schimpfnamen nicht verdient hat – verpestete die fröhliche Kindergartenluft dermaßen, dass sie nach einem Eklat mit großem Auftritt und dramatischer Kopfbewegung ihr Amt niederlegte. Bis dahin ging es um Banalitäten und um konstruierte Probleme, auf Bimmelims Konto gingen Lästereien, ständige Beschwerden bei und über die Erzieherinnen, unverschämte, sehr lange Schimpftiraden per E-Mail und dann schafften sie und eine andere Mutter es, sich lauthals im Flur anzubrüllen, sodass die Kindergärtnerin sie bitten musste, dies doch draußen zu tun – und nicht vor den Kindern. Erstaunlich, dass man erwachsene Menschen auf so etwas aufmerksam machen muss.
Und nun saßen da rund 18 Frauen und drei staunende Männer am Tisch und fragten in die Runde, wer das Amt übernehmen möchte. Schweigen. Eine andere Mutter, die ich sehr mag, erklärte sich nach zähen Minuten der Stille bereit, schaute mich an, ich zuckte mit den Schultern und meinte: „Kann ja nicht so schwer sein.“ Wahl gewonnen. Böser Blick von Bimmelim.
Als ich an einem Abend danach die Elternvertreterin einer andere Gruppe zwanzig Minuten nicht vom Hörer bekam, weil sie eine Initiative gegen den ständigen Heizungsausfall starten wollte (zwei Mal, drei Mal?), überlegte ich kurz, einfach aufzulegen. Mit rotgequatschtem Ohr hoffte ich auf bessere Zeiten, wenn die Schule losgeht. Nicht so emotional, nicht so beschützend sind die Mütter da, dachte ich, die Kinder selbstständiger, viele Mütter arbeiten und haben gar keine Zeit, sich ständig das Maul zu zerreissen. Die Rechnung habe ich ohne „Die Engagierten“ gemacht. Die wissen alles. Und die stehen in immer denselben Grüppchen vor der Schule und debattieren sich die Schultergelenke lahm. Bisher konnte ich an der aufgeheizten Luft nur schnuppern, doch ich befürchte, ab der ersten Klasse versengt sie einem die Augenbrauen, wenn man den Kopf nicht schnell genug einzieht. Ich bin gespannt. Countdown sieben Monate.