Es gibt Dinge im Leben einer Frau, die sie immer wieder beschäftigen: Wo bleibt der richtige Kerl, wie kriege ich das mit dem Weltfrieden hin, woher bekomme ich mehr Schlaf, welche kalorienarme Frühstücksvariante zum Nutellabrötchen gibt es, was lese ich als nächstes, rot oder weiß, wo kann man Stiefel kaufen, in die auch meine Waden passen? Die wichtigste aller Fragen aber ist: Was mache ich mit meinen Haaren? Haare – ein Thema ohne Punkt
Lang, kurz, blond oder blonder, wild und lockig oder adrett geschnitten? Nachdem ich als Baby mit recht spärlichem Haarwuchs auf die Welt kam, band mir meine Mutter für Pixifotos ein Kopftuch um, um meinen kahlen Schädel zu bedecken. Glatze fällt im Frisurenreigen also weg.

Es folgten lange Haarjahre, niedlich, mit Pony. 
Mit acht Jahren trug ich lieber Trainingsjacken und fand Mädchengehabe irgendwie doof, also musste der sportliche Kurzhaarschnitt her. Sah dann auch so aus. Furchtbar. Im Urlaub auch gern mal punkig.
Ein harmloser Pagenkopf begleitete mich etwa zwei Jahre bis ins zwölfte Lebensjahr, dann züchtete ich wieder. Und war tussimäßig stolz auf meine schönen langen Haare. 
Schwer beeindruckt von der Roten Zora, wünschte ich mir Haare wie sie – feurig und wild! Verwirklicht habe ich diesen Wunsch erst mit 22, der Frisör sagte, diese Pflanzentönung wäre leicht herauszuwaschen. Der Drecksack hat gelogen. Und ich sah aus wie Milva. 
Auch die Phase der unsäglichen Blocksträhnenfärbung ließ ich nicht aus. 
Es folgte ein radkialer Schnitt – kurz! Ein Aufschrei ging durch den Freundeskreis, mein Vater war entzückt. 

Nachdem ich wieder mit langen Haaren durch die Welt frisiere, ist mein Lieblingskommentar von männlicher Seite: „Sieht besser aus. Jede Frau sieht mit langen Haaren besser aus.“ Und wenn es nicht so albern wäre, aus Trotz kurze Haare zu tragen, würde ich es tun. Ob diese Herren Frauen in Hosen schon akzeptieren? Meine Güte.
So sieht die Frisur heute aus, meist gebunden. 
Und immer wieder denke ich an den Kurzhaarschnitt, diskutiere mit mir im Stillen, vorm Spiegel und zucke kurz zusammen, wenn ich durch Fensterscheiben von Frisörgeschäften gucke. Und dann bin ich wieder froh, kein Geld, keine Zeit und keinen Mut gehabt zu haben. Und wieder nicht. Können Männer das eigentlich nachvollziehen? Können andere Frauen das nachvollziehen? Noch mehr von meiner Sorte müssen doch da draußen herumlaufen.
Und nun sagt mir – ihr coolen Frauen mit Stil und modernen Männer mit Eiern an der richtigen Stelle – kurz oder lang?