Verkehrter Verkehr

Fast jeden Morgen steige ich auf mein klappriges Hollandrad und trete das schwache Gefährt langsam vorwärts. Und jeden Tag ist es anders. Mal geht im dritten Gang alles, mit Kraft und einem Tempo, welches Supermann aussehen lässt wie einen Nacktmull, flitze ich durch die Straßen, zwölf Minuten bis zur Arbeit ist Rekordzeit. Dann wieder ist alles sehr schleppend. Ab und zu drehe ich mich um, um sicher zu gehen, dass sich niemand heimlich auf meinem Gepäckträger niedergelassen hat und mir damit die Fahrt erschwert, dann schalte ich vom dritten in den zweiten Gang, um nicht plötzlich rückwärts zu fahren. Der erste funktioniert nicht. Und all die Anstrengungen auch nicht. Mit einem Gehwagen wäre ich schneller in Ottensen.

Programm ist, dass an solchen Tagen auch die Autofahrer besonders einzellig unterwegs sind. Beispiel: Ich fahre die Straße entlang. Auto kommt von rechts, hat also Vorfahrt. Ich verlangsame meine Fahrt, damit das Auto passieren kann. Autofahrer verlangsamt auch. Ich werde noch langsamer. Autofahrer bremst. Ich falle vom Sattel. Autofahrer winkt mich freundlich durch. Argh.
Weiteres Beispiel: Autofahrer fährt vor mir. Wird langsamer. Wird wieder schneller. Und langsamer. Ich überhole links. Auto schwenkt nach rechts aus. Bremst. Und gibt nach links fahrend wieder Gas, ohne sich umzudrehen. Annähernd hätte ich den Rest der Strecke auf einem Einrad bewältigen müssen, konnten der Außenspiegel und ich uns doch bereits in die Augen sehen. Argh II.

Song des Tages: Mariha, „Absolutely Entertaining“

Ein weiteres Rätsel

Warum schmeckt es bei Omas immer am besten? Schnöde Hackedellen werden zum Hochgenuss, Salzkartoffeln sind „so lecker wie noch nie“, und die Soße schmeckt auch klumpig besser als alles, was man selbst jemals mit einem Schneebesen bearbeitet hat.

Song des Tages: Dirk Darmstaedter, Podcast-Version von „Possibility Is The Killer“

Chris wird verApplet

Ich mag Coldplay, wirklich. Aber das hier ist trotzdem gut. Im Vergleich Sänger-Bassistin ist meinem ästhetischen Schöngeistauge sofort etwas aufgefallen – man sieht es erst etwas später im Video. Wer ahnt, was ich meine?

Song des Tages:

Everything Sounds Like Coldplay Now

Falls sich der Inhalt dieses Links mal ändert, bin ich natürlich nicht für Inhalte auf externe Links verantwortlich, hiermit distanziere ich mich ausdrücklich von den verlinkten Seiten, finde auch nicht immer gut, was in verlinkten Seiten sonst noch so drinsteht und stimme durchaus zu, dass das Internet ein bedenklicher Platz sein kann. Amen.
Dank an Matthias für den Link.

Noch 11 Monate und 22 Tage bis Weihnachten


Abgehängt. Vorbei. Runter mit den bunten Kugeln, weg mit den Lichterketten. Sobald Weihnachten um ist, ertrage ich Dekokitsch und Weihnachtsmänner nicht mehr. Spätestens Neujahr kippt der Schalter um, und ich könnte spontan spucken, wenn ich an Christstollen und Gans mit Knödeln denke. Beim Gedanken an Christstollen allerdings ganzjährig, gehöre ich doch zu den fünf Prozent der Bevölkerung, die nicht in Verzückung geraten, wenn ein dickes Stollenstück auf der Sternenserviette liegt. Geradezu pervers finde ich die kandierten roten und grünen Stücke, ebenso katastrophal wie Geleebananen oder diese Kekse mit Orangenmarmeladenschicht und Schokolade oben drauf. Oder Erfrischungsstäbchen – der bloße Gedanke daran färbt meine Gesichtshaut grün. Ich kenne einen Menschen, der liebt diese Dinger. Er (ich oute Randgruppen nicht, das müssen sie selbst tun) putzt eine ganze Packung weg – ohne mit den Mundwinkeln zu zucken. Unfassbar.

Schlecht wird mir auch beim Gedanken daran, dass in Hamburg Münchner Regeln herrschen sollen – bettlerfreie Zonen in der Innenstadt. Schön nach außen schieben, das Elend, damit wir uns nur mit unseren eigenen beschränkten Horizonten beschäftigen müssen. Leben in Wattewolkenhausen. Und alles, was das sorgenfreie, gut behütete Dahinplätschern unschöner macht – einfach aus dem Blickfeld damit! Hat ja nix mit mir zu tun. DAS ist wirklich zum Kotzen, fünfmal mehr als grüne Christstollenstückchen.

Zum Schluss noch etwas Schönes: Foto mit dem Titel „Sexy in Birkenstock“. SO feiert man Silvester. Ein prima Fest mit 14 Leuten, Raclette, langer Tafel, Schoko-Fondue und wildem Bleigießen, Tischfeuerwerk, Luftschlangen-Produktion die ganze Nacht, Tanz zu AC/DC, Nirvana, Boney M und den Beatles bis halb Fünf. Skandalös wenig wurde gezecht, so sind ein paar Wodkaflaschen noch immer voll und warten auf ihren nächsten Einsatz.

Song des Tages: The Cure, „Why Can‘t I Be You“

60 Stunden bis Neujahr

Und wenn wir Glück haben, können wir die Raketen statt in Flaschen in Schneeberge stecken. Endlich Winter! Das mögen Autofahrer in Frankreich die letzten Tage durchaus mit weniger Begeisterung betrachtet haben, doch ich sitze warm und trocken und kann mich am schneebedeckten Spielplatz im Innenhof erfreuen.

Nach weihnachtlicher Schreiblähmung sitze ich mal wieder vorm Computer. Ganz warm saß ich gestern vier Mal: zwischen 55 und 95 Grad Lufttemperatur, nackte Menschen auf Holzbalken in einen kleinen Raum gepfercht. Klingt nach Alptraum, ist die totale Erholung. Während fast alle Hamburger wie die Deppen durch Parks und Gärten joggen, um das Feiertagshüftgold herunter zu bekommen, versuchen Silke und ich es mit Schwitzen. Schön war zu sehen, dass wirkliche ALLE Frauen Cellulite haben, nicht so schön war zu sehen, dass annährend ALLE Leute selbst in einem Wellness-Center die Mallorca-Handtuch-Mentalität pflegen. Das Schild „Bitte die Liegen nicht mit Handtüchern besetzen“ übersehen die Damen und Herren gern, um rare Liegen stundenlang zu blockieren, während sie in der Sauna hocken oder essen. Die Rezeptionistin gab uns den Tipp, die Handtücher dann einfach herunterzunehmen. Gesagt, getan, nach fünfzehn Minuten stand eine verbitterte ältere Frau vor uns: „Ich hatte hier meine Handtücher draufgelegt!!“ Ja, ist richtig. Und wir haben sie wieder heruntergenommen. Von uns in Grund und Boden gelächelt besetzte sie dann die Liegen gegenüber. Nicht lächelnd.

Schneeballschlacht in der Eishöhle, rumhängen, schwitzen in der Blocksaune mit idyllischem Blick auf die Autobahnauffahrt Hamburg-Othmarschen, essen, klönen – ein perfekter Tag! Mein Weihnachtsgeschenk. 🙂

Song des Tages: TempEau., „Sexy genug“

Und dann noch …

Der bisher schönste Moment des heutigen Tages: Mit meinen lieben Ex-Kolleginnen, Jetzt-Freundinnen, Sandra und Myriam, laufe ich nach dem vorweihnachtlichen gemeinsamen Mittagessen durch eine Gasse in Hamburg-Hoheluft, als wir einen verrußten Schornsteinfeger auf eine Haustür zugehen sehen. Schnell sind wir uns einig, dass es Glück bringt, wenn man so einen küsst. My, noch schneller, rennt auf ihn zu, ruft: „Ich brauche Glück, würden Sie mich bitte küssen?“ Gefragt, erfüllt, Schornsteinfeger strahlt, wir auch.

Zweiter Song des Tages: Hund am Strand, „Neues Lied“

1 Monat und 2 Tage bis zum Viertelfinale

Gänsehautmomente im Stadion gestern: Der FC St. Pauli hat gewonnen!!! Hertha BSC ist raus!
Wildfremde Menschen liegen sich in den Armen, wischen sich das Wasser aus den Augen, schwenken Fahnen und brüllen sich die Seele aus dem Leib.
In der Nachspielzeit der Verlängerung, es steht seit der 104. Spielminute 4:3 für St. Pauli, dann gefährliche Momente vor dem Pauli-Tor. Die Hände zu Fäusten geballt, Stoßgebete zum Himmel schickend, verlebe ich die längsten zwei Minuten des Abends. Das Stadion pfeifft und schreit, „Schluss!!!! Pfeiff ab!!“, dann endlich – der erlösende Ton – und im Stadion ist kein Halten mehr! Was für ein Sieg! „Wir sind Pokal“!
Hamburg, Dein Herz ist braun-weiß!!

Song des Tages: John Legend, „Ordinary People“

Mittags am Glühweinstand

Jule: „Der Sohn von Freunden bekommt total Angst und heult, wenn jemand das Wort ,Eierschneider‘ sagt. Da muss ihm jemand mal was Fieses drüber erzählt haben.“
Julia: „Das ist ja total gestört, ist doch nur ein Wort.“
Ali: „Ach komm, das funktioniert bei Dir doch auch. Wenn ich zum Beispiel sage: ,Redaktionsschluss‘!“