Wie lange denn noch?

Ich kann in diesem Fall keine Tage zählen, da ich keine Ahnung habe, wie lange der Zustand der totalen Schokoladenverweigerung meines Körpers noch anhält. Angeregt von diversen Kommentaren meiner Umwelt über Heringe mit Marmelade oder sonstige kulinarische Auswüchse, die bei mir vermutet werden – nicht zuletzt von Joshuatree , der auf Gummibärchen mit Senfdip tippte, möchte ich hier mal etwas klarstellen: Es ist viel schlimmer!

Ich, bekennender Schokoladenjunkie, stets wohlig seufzend beim Verzehr von Milka Vollmilch, Ritter Sport Knusperflakes, Yoghurt-Schokolade, Schokoladeneis, Schokomilchshakes von Mc Donald’s, Mousse au chocolat und allem, was nicht schokofrei ist, habe seit Ende Februar kein einziges Stück Schokolade mehr gegessen!! Ich könnte brechen nur beim Geruch meines sonst heiß geliebten Ben&Jerry-Eises „New York Super Fudge Chunk“, der perversesten aller Schokoladenschweinereien, die es unter unserer Sonne gibt, und verzichte ebenfalls gern auf Droge Nummer zwei: Kaffee. Der riecht in meiner schwangeren Nase nämlich genauso eklig wie Schokolade. Diese beiden Dinge haben original dasselbe Geruchsmuster für mich, und reihen sich lustig ein mit Orangen, Äpfeln und Zigarettenrauch. Nicht einmal Elefantenmus schmeckt mir im Moment, denn Bananen riechen und schmecken wie Schokolade, Äpfel …

„Dein Körper sagt dir eben, was er braucht.“, ist die pädagogisch wertvolle Standardantwort auf diese Frage. Ach ja?? Und warum hat mir mein Körper die Jahre zuvor so oft gesagt: „Komm, das Bier läuft heute einfach.“, „Ob du die Tafel Schokolade heute oder in den nächsten drei Tagen aufisst … auch egal.“ oder „Chips gehören zum Fernsehabend nun einmal dazu.“? Ganz ehrlich, Ihr lieben Freizeitpädagogen – wenn ich in den letzten 25 Jahren darauf gehört hätte, was mein Körper braucht, indem er mir mitteilt, was mir besonders gut schmeckt, hätte ich mich ausschließlich von Croissants, Spaghetti, Weißbrot mit Nutella, Chips, Schokolade, Kaffee und Bier ernährt. Und würde heute 95 Kilo und eine Fettleber mit mir herumtragen. Mindestens.

Song der Nacht: Fiona Apple, „Shadow Boxer“

Noch 1, noch 2 …

… so, alle Links aktualisiert. Habe ich irgendwen vergessen? Dann bitte melden.
Und wenn jemand auch so eine schicke Blogroll hat, wäre es natürlich furchtbar nett, wenn er mich ebenfalls verlinken würde, sofern noch nicht geschehen. Davon lebt das Ganze hier ja. Merci, merci!

Song des Tages: Smashing Pumpkins, „Cherub Rock“

Eurovision Sonstwas Contest und noch 3 Tage Rodin

Hupfdohlen in Hotpants, zwei Schritt links, rechter Arm hoch und einen halben Ton daneben. Oder schmierig aussehende Männchen mit Heulbojenstimme – und die Hupfdohlen als Ausdruckstanz drumherum. Ohne ging auf jeden Fall nur wenig. Erstaunlich war die große Ansammlung penetrant schlechter Sänger und Sängerinnen, da juckten die Ohren. Und ob man über die Gewinner lachen oder weinen soll, bin ich mir noch nicht ganz schlüssig. Sicher ist: Das war wirklich das letzte Mal, dass ich auch nur fünf Minuten diese Veranstaltung geguckt habe. Ganz schlecht.

Ganz fantastisch hingegen ist die Rodin-Ausstellung in Hamburg. Selten wurde ich von resoluten Kunstinteressierten mit Audioführung um den Hals baumelnd so vehement zur Seite geschubst, wenn ich vor dem Objekt des Interesses stand, doch das konnte meiner Begeisterung keinen Abbruch tun. Rodin ist und bleibt mein Lieblingskünstler, ein Genie mit Zauberhänden.

Song des Tages: The Verve, „The Drugs don’t work“

2 Tage noch

… dann geht es wieder mit dem Rad zur Arbeit. Heute war ich Bangbüx und bin aufgrund des unglaublichen Sturmes und einer Regenwahrscheinlichkeit von 60 Prozent mit der Bahn gefahren. Dabei kann ich Bahnfahren nicht leiden. Und auf dem Fahrrad trifft man nettere Menschen, wie zum Beispiel diese Woche an der Ampel am Neuen Pferdemarkt: Ich saucool auf meinem „Punk Flyer“ – ihr wisst schon, diese unsäglichen Cruiserdinger mit langen Lenkergriffeln. Ich könnte jetzt auch beichten, dass ich gern damit fahre, weil der Sattel so schön breit und gepolstert ist und man so aufrecht sitzen kann und das für den Rücken äußerst angenehm ist. Aber das würde uncool und alt klingen.
Und natürlich könnte ich jetzt ein Bild von mir mit Pilotenbrille und Helm auf diesem Rad präsentieren – wie MC Winkel auf seiner Vespa. Vielleicht mache ich das auch noch. Und dann ein Stöckchenwurf mit dem Motto „Ich und mein Zweirad“ …? Das wäre doch was. Aber egal, ich schweife ab. Mein Fahrverhalten passt nicht zum Fahrrad, da ich spießig bin und an Ampeln halte. Eine Sekunde später bremsen zwei junge Typen (okay, zwei 14-Jährige) neben mir, einer auf ebenso einem Rad wie ich. Checkt einmal rauf und runter, und sagt dann anerkennend: „Boah ey – Partnerlook oder was?“
Was das über ihn, über mich oder meinen Geschmack, meinen Hang zum Jungbleiben oder meine psychische Beschaffenheit im Allgemeinen aussagt, darüber denke ich morgen nach. Oder übermorgen.

Song des Tages: New Radicals, „Someday we’ll know“

Geile Weiber und teure Autos …

… so lautet nur eine Betreffzeile der 125 (!) Spammails, die meine nicht oft benutzte web.de-Mailbox fluteten. Das konnten bisher nur hotmail-Accounts toppen. Abgesehen diverser Drohmails, ich hätte meine Rechnungen nicht bezahlt-nun ist alles vorbei-eigentlich steh ich schon im Knast, netten Linktipps wie „Michael kauft auch hier“ bis hin zu einem schnöden „Hallo, lange nicht gesehen“, hier nun weitere Zeilen der großen Schreibkunst:

Sie saugt wie der Teufel

Manuela kauft die Pillen hier

Peter der Stecher

Breitbeinig am Strand

Maschinensex – volle Leistung

Ausgehungerte Mütter

Die versautesten Fickorgien

Song des Tages: The Smiths, „Heaven Knows I’m Miserable Now“

Noch 21,5 Wochen

Und ich bin Mutter. Nun kann das ja mal raus. Ist immerhin bald Bergfest und die Lieblingsbüx passt auch nicht mehr. Und da fragt man sich doch ab und zu: Was wird das wohl für ein Kind? Wird es mir ähnlich sein? Oder seinem Vater? Werden wir es überhaupt verstehen oder wie unsere Eltern einst gern mal nur noch den Kopf schütteln und uns fragen: „Woher hat es das bloß?“ Egal wie – wird natürlich ein super Kind.
Zwei schöne Anekdoten, die mir meine Mutter mir über meine Bockigkeit und Ungeduld berichtete:
Ich komme im Sommer nach dem Spielen aus dem Garten und habe schwarze Füße. Meine Mutter nimmt mich mit ins Bad und will mir die Füße waschen, als das Telefon klingelt. Sie – raus aus dem Bad, ich sitze dort, warte und warte und fange an, mich zu langweilen. Außerdem denke ich mir wohl: Das muss ich doch alleine können.
Als meine Mutter das Bad betritt, stehe ich in der Toilette und spüle mit Herzenslust und roten Wangen. Stolz wie Bolle, DIE Entdeckung der praktischen Fußwäsche entdeckt zu haben.

Nicht so herzlich gelacht hat meine Mutter, als ich die Nahrungsaufnahme von frischen Mohrrüben verweigerte. Ich mochte Möhren, ich hatte nur an diesem Tag keinen Bock auf nichts. Also kam die Drohung: „Ich muss das alles wegschmeißen, wenn du nichts isst“, was mir nur ein gleichgültiges Schulterzucken und Schmollmund entlockte. Meine Mutter nach zehn Minuten vergeblicher Liebesmüh also den ganzen Pott in den Mülleimer gekippt, auf die Blumenerde, die dort bereits versenkt war. Etwa eine Stunde später muss mir doch ziemlich der Magen geknurrt haben und meine Mutter kommt in die Küche und findet ihr Kind wieder einmal in einer seltsamen Situation: vor dem Mülleimer kniend und mit erdeverschmierter Schnüss.

Also schon mal klar: nach dem Vater, es kommt bestimmt nach dem Vater. 🙂

@Joshuatree: Vielleicht kommst Du ja vor September nochmal nach Hamburg, denn es könnte sein, dass ich bei dem geplanten Karaokeduett im September vornüber kippe.

Song des Tages: Death Cab For Cutie, „The Sound of Settling“

Schweigen und Pöbeln

Es ist erstaunlich, was man in einem kleinen Ostseeort so alles beobachten kann – und da sag noch einmal jemand, dort würde der Hund tot überm Zaun hängen. Allein die räumliche Einschränkung auf tutiges Caféhaus am Strand, Fischküche am Hafen und Minigolfplatz im Kurpark lässt einen näher zusammenrücken und Dinge hören und sehen, denen man in einer Großstadt perfekt aus dem Weg gehen kann. So pöbelt sich ein Familienvater durch 17 Bahnen Minigolf. Schnurrbart, Brille, Bierbauch, Jeans hochgezogen bis zum Bauchnabel, um sie dort mit einem schmiedeeisernen Gürtel zusammenzuhalten. Seine Frau sitzt mit rot geönten Haaren schweigend daneben, lächelt ab und zu unsicher, die Töchter üben sich derweil im Nachpöbeln: „Maaahaaan, bissu blöd, oder was?“ „Ey – sach nich blöd zu mir, klar? Dieser Scheissball muss hier doch ma reingehn!“ Haut daneben. „Boaaaah, du blödes Miststück!“ Gemeint war der Ball. Dieses Mal.

Und dann ein Paar, das es schafft, 30 Minuten vor einem Bier zu sitzen und nichts (!) zu sagen. Schweigen. Nullo. Nix. Sie gucken sich noch nicht einmal liebevoll an, zupfen nicht an ihren Bermudas oder rücken ihren Sonnenhut zurecht. Sie machen nichts. Sie bewegen sich auf minimalem Niveau, um ab und zu das Glas anzuheben und Minischlückchen davon zu nehmen. Man könnte meinen, sie möchten sich so lange wie möglich an diesem Bier abarbeiten, damit sie einen Grund haben, nicht aufstehen zu müssen. Das könnte Konversation bedeuten. Eigentlich wundert es mich, dass sie sich nicht so schnell wie möglich mehrere Herrengedecke hintereinander reinziehen – das würde vielleicht etwas Schwung in die Sache bringen. Kurz überlege ich, ob ich ihnen diesen in meinen Augen durchaus praktischen Tipp mit in den Tag gebe. Und lasse es bleiben.

Song des Tages: hab ich heute noch nicht gehört

Sand im Schuh

Diesen Ort gibt es tatsächlich. Ich war dort. Ein Ort OHNE öffentlichen Internetzugang. In Laboe an der Kieler Förde herrschen noch Kurtaxe und Strandkörbe, nicht Bits und Bites. Erstaunliche Exemplare der Spezies Mensch schieben oder gehen über die Promenade, die Uhren scheinen für eine Minute drei zu brauchen. Selbst die Möwen sind gemütliche dicke Dinger, die fast mehr watscheln als ansässige Enten. Und doch auf eine Art herrlich: Sonne, Strand, Ruhe, Eisbuden, Fischküche, U-Boot-Denkmal. Das war‘s, das reicht für eine Woche. Erholt bin ich allemal. Dass ich die Hamburger Bloggerlesung verpasst habe, schmerzt natürlich trotzdem.
Und ich möchte auf einen Artikel von mir bei mindestenshaltbar.net aufmerksam machen.

Song des Tages: Pearl Jam, „Life Wasted“

Fallrückzieher und Schwanzvergleich

Gestern im Schmidt Tivoli in Hamburg: Sportfreunde Stiller auf Lesereise. Schlagzeuger Flo hat einen Fußballmusikroman geschrieben, und ich muss zugeben: Ich habe bei Fußall-Lektüre noch nie so gelacht. „You‘ll never walk alone“ ist vielleicht nicht der originellste Titel, doch die Geschichten sind wirklich gut. Dass es dann noch Musik bis elf Uhr gab, war umso besser. Schöner Abend.

Und, Joshuatree: Das Karaoke-Duett ist Ehrensache, logisch! Bin schon fleißig am Üben!

Song des Tages: Joss Stone, „You Had Me“

5 Tage bis zum nächsten Kaufrausch

Touristen schwemmen Hamburg. Seit Wochen mal wieder an einem Samstag in der Innenstadt gewesen und laut gegruselt: hysterische Mütter toben mit ihren Töchtern durch die Regale: „Sabine, Sabineeee – guck mal, nun guck doch maaaal. Nimm doch mal so eine Hose, nimm doch mal SO eine Hose!!“. Ich würde meine Mutter sofort in irgendeinem Café abgeben, würde sie mir mit einer dermaßen quälenden Stimme entgegen schreien.

Im Karstadthaus sind Bauarbeiten, was die Lage nicht gerade entspannt. Zwischen Pressholzplatten und Glasvitrinen schieben sich Menschenmassen an den Waren vorbei, um gern mal ganz plötzlich mitten im Gang einfach stehen zu bleiben, was eine Totalkarambolage verursacht.
Nicht, dass jemand das falsch versteht – ich bin durch und durch Frau – ich liebe Shoppen! Vielleicht liegt es am Alter oder an der schlechten Kaufhausluft, dass ich Schweißausbrüche und innerliche Wutanfälle bekomme, und um mich schlagen könnte, wenn mir dicke Frauen von hinten ihren Korsettbusen in den Rücken drücken. Das konnte ich mal besser ab. Jetzt macht es mich aggressiv.

Und dann stehe ich mal wieder in der Strumpfhosenabteilung. Statt mir dieses Mal die Strumpfhose mit ausufernden Bewegungen anzuhalten, ruft die Frau mit dunklen Haaren und lauter Stimme der Frau mit blonden Haaren wie in einem schlechten RTL-Sketch über zwei Regale zu: „Du, Frau Bölker, haben wir die halterlosen Strümpfe noch in M?“ Ein Trenchcoatmann grinst mich im Vorbeigehen süffisant an. Ich hasse Kaufhäuser.

Song des Tages: The Flaming Lips, „Fight Test“