Gleich werde ich mir die Morgenzeitung schnappen und nach ein paar Seiten auf bunt gewürfelte, mit Supersonderpreisen in Knallsternen gelayoutete Schnäppchen stoßen. Und dann werde ich – wie immer – überlegen, ob ich den Zweihand-Winkelschleifer nicht vielleicht doch irgendewann brauche könnte. Oder einen neuen Bügelbrettbezug? Ich bin das perfekte Opfer perfider Werbeseiten. Anhand meines Naturells erstellen Marktforscher Produktfeldzüge in die Küchen und Wohnzimmer der Ottonormalverbraucher, da bin ich mir sicher.
Dabei haben Supermärkte und ich ein gespaltenes Verhältnis, kommt hier doch stets Murphy‘s Law zum Einsatz. Bei den Einkaufswagen geht es los: Ich habe keinen Euro klein. Also muss ich erst in den Markt, äh Center, bei Walmart heißt das ja Supercenter, nicht Supermarkt. Also ich muss da rein, zu einer der Kassen und suche mir zielsicher die unfreundlichste Mitarbeiterin aus. Mit dem Euro zurück zu den Einkaufswagen. Drei klemmen, einer ist mit irgendeinem eklig aussehenden Kram vollgepackt, der letzte funktioniert. Aber: er ist nicht schön. Kennt Ihr bei Walmart die kleinen Werbeflächen am Griff? Ich bekomme definitiv den, wo sie rausgepult ist, wo sich Dreck und Staub unter einer verkratzten Plastikoberfläche sammelt. Nie bekomme ich einen Wagen mit einer schönen Coca-Cola-Werbung.
Habe ich dann alle Einkäufe in meinen hässlichen Wagen verfrachtet, stehe ich an der Kasse. Und ja, ich bin die, bei der immer ein Preis fehlt. Meinetwegen müsst Ihr warten, denn auch die Bonrolle ist meist zu Ende, sobald ich an einer Kasse stehe. Wenn ich könnte, würde ich meine Mitmenschen vorwarnen. Ein Schild würde ich mir umhängen: „Ich verursache Staus“ oder ähnlich, doch was soll‘s. Inzwischen habe ich Gelassenheit entwickelt. Selbst wenn einen Tag vor Weihnachten beide EC-Karten nicht funktionieren, ich kein Bargeld dabei habe, die Schlange hinter mir immer länger wird und ich betrachtet werde als sei ich asozial. Natürlich funktioniert die Karte dann am Automaten und auch im nächsten Supermarkt. Doch dort ist dann wieder die Bonrolle leer.
Song des Tages: Anouk, „It’s So Hard“
Du solltest auf Home-Lieferservice umsteigen ;-).
Ich darf aber noch eine Geschichte zu diesem ständig fehlenden Kleingeld für die Einkaufswagen erzählen. Ich habe mir einmal in einem Moment der weittragenden Klugheit ein paar Plastikchips gekauft, die man als Kautionswährung nutzen kann, um dem Wagen kurzzeitig Freiheit zu gewähren.
Im Trubel des Einkaufes vergaß ich das aber: Als zum Schluß eine ältere Dame mit einem 1-Euro-Stück winkte und meinen Wagen am Parkplatz übernehmen wollte, nahm sie meinen Chip mit (Wert: 10 Cent). Erst später bemerkte ich: Ich hatte den Euro und sie den Chip. Ich fühlte mich nicht besonders. Wahrscheinlich hat die Dame mich schon hundertmal verflucht. Ich habe sie nicht mehr gesehen, sonst hätte ich ihren finanziellen Schaden ausgeglichen.
Bitte erzähle diese Geschichte nicht weiter…
Das ist eigentlich richtig schäbig – hättest Du es mit Absicht getan. Aber hast Du ja nicht. Diese Geschichte bleibt natürlich unter uns – und der kleinen Gruppe an Internet-Usern, die es nun einmal gibt.