Lebensliste

Wenn ich mich mit 85, grau und runzlig, in meinem Schaukelstuhl beschwipst wippe, möchte ich an ein paar Dinge denken können, die ich in den nächsten 48 Jahren noch tun will. Gestern kam mir in den Sinn: „Perfektes Motorradwetter. Ach, Mist. Hab ja gar keins.“ Und dann erinnerte ich mich an den schönen Film mit Jack Nicholson und Morgan Freeman. Im Gegensatz zu den Filmfiguren bin ich kerngesund und habe auch nicht vor, auf Großwildjagd zu gehen, und doch gibt es ein paar Sachen, die ich als Kind oder Erwachsene nie durfte, konnte oder mich traute:

  • Motorradführerschein machen und durch Schottland fahren
    wie viele Tränen sind geflossen, in den Kämpfen mit meinen Eltern um ein Mofa
  • Ferien auf einem Reiterhof machen
    Auf den Ponyhof durfte ich nie. Und ich war nie eins von den „Pferdemädchen“, mit Pferderadiergummis, -heften und -postern im Zimmer. Doch mit 16 Jahren bin ich 1x geritten und fand es großartig.
  • Gitarre spielen lernen
    Ich weiß gar nicht, wie oft ich schon angefangen habe, dieses Instrument zu lernen. Unterricht, Lernbücher mit CDs, ich habe sogar eine schwarz glänzende, wunderschöne Westerngitarre. Ich befürchte nur, ich habe kein Talent.
  • mein Buch fertig schreiben
    Ich habe den perfekten ersten Satz gefunden, die perfekte Hauptfigur, ich freue mich auf die Geschichte, und darauf, die anderen Figuren kennen zu lernen. Und  irgendwann nehme ich mir  2 Wochen Urlaub, fahre auf eine Nordseeinsel und tüte das Ding endlich ein.
  • Marathon laufen
    Schaff ich. Schenke ich mir zum Sechzigsten.

  • ein soziales, kulturelles Projekt ins Leben rufen
    Vor ein paar Jahren hatten wir in der Markstraße im Karolinenviertel mal einen kleinen Verein, der speziell Mädchen Kurse, Ausflüge etc. kostenlos anbot. Damals bin ich jeden Morgen daran vorbeigefahren. Und fast jedes Mal dachte ich „Eigentlich kein riesiger Aufwand, wenn viele sich zusammen engagieren würden.“
    Meinen und allen anderen Kindern aus meinem Freundeskreis geht es so unglaublich gut. Sie haben alles – ein Zuhause, genug zu essen, Eltern, die sich kümmern, die ihnen vorlesen, mit ihnen verreisen. Sie haben Spielsachen, Musikunterricht, Sportunterricht – sie sind so unglaublich privilegiert. Und es gibt SO viele Kinder, die bekommen nicht einmal ein Mittagessen oder ein Buch vorgelesen.
    Mädchen und Jungs Gesangsunterricht anbieten, mit ganz Kleinen ein bisschen musizieren. Spielen oder vorlesen – das kann fast jeder. Ich habe bis heute nichts davon verwirklicht. Aber bis 85.
  • Adam Duritz um ein Duett anbetteln
    Natürlich eine totale Spinnerei. Ich finde den immer noch so toll, seit über fünfzehn Jahren. Das hört nicht auf.
  • Haare wieder kurz schneiden
    Und alle Freunde dachten: Endlich ist die Frisurfrage von Julia Emma Schröder geklärt. Sie trägt lang – und gut ist. Nein, leider nicht. Schuld daran ist das Foto einer großartigen Kurzhaarfrisur auf facebook, die Florian Neuhaus geschnitten hat. Könnt Euch also bei ihm bedanken.

Man muss keine Lebenswunschliste haben, aber hat man nicht immer Pläne und Wünsche offen? Ob es Menschen gibt, die nichts vorhaben? Dich sich nichts wünschen oder für die Zukunft vornehmen? Und wie fühlt sich das an? Befreiend, beruhigend oder deprimierend und dumpf?

7 Gedanken zu „Lebensliste

    • Wera sagt:

      ja die liebe Lebensliste…. im Kopf gibt es sie und über die Jahre wurde sie immer wieder den „äußeren Umstände“ angepasst ;-). Ein schöner inspirierender Artikel, sie noch einmal zu überdenken, zu ergänzen, niederzuschreiben und auch einmal zu schauen, ob nicht das eine oder andere schon kurzfristig bereits auf die „Haben“-Seite wandern kann….

  1. milchreise sagt:

    Florian kennst Du auch? kleine Welt. Ich mach dir gern mal ne Montage, dann kannst du schaun ob Dir kurzes hasr auch wirklich steht 🙂

Schreibe einen Kommentar zu juliaemmaschroeder Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert