Hirn zum Mitreisen gesucht

Wenn man durch die Nebenstraßen auf St. Pauli läuft, fällt einem die Dichte der abgewrackten Kneipen auf. „Hammerpreise“ kündigen das billige Besäufnis für 1,50 Euro pro Schnaps an, die Gardinen feiern stolzsteif das 25jährige Jubiläum mit – ohne je den Platz verlassen zu haben, und die Daddelmaschine ist auf Dauerklingeln eingespielt. Was mich immer wieder erheitert, sind nicht die Gestalten, die schon morgens um elf mit der Wange den Tresen abreiben, sondern das, was man als erstes sieht, bevor man durch die Scheibe guckt: der Kneipenname.
Der geht nämlich meist überhaupt nicht. Ich meine damit nicht „Hellas Bierbar“, „Na und?“ oder „Jolly Roger“, sondern seltsame Kreationen wie „Crazy Horst“. Einen Augenblick blieb ich vor dieser Gaststätte stehen und dachte: Der Besitzer muss Horst heißen und sich selbst total crazy finden. Wie neckisch.
Und da komme ich auch schon zum nächsten Thema: Ich hasse dieses Deutsch-Englisch-Kuddelmuddel. Ich könnte spontan brechen, wenn ich mit Menschen spreche, die anstatt vom Wochenende vom „nächsten Weekend“ sprechen. Die etwas „voll crazy“ finden oder „absolut boring“. An meine erste Begegnung mit der Abkürzung „asap“ erinnere ich mich noch genau. Ich dachte: Wieso schreibt die nicht einfach „eilt“? Hat noch nicht einmal mehr Buchstaben. Ist halt nicht so cool.

Nun hatte ich eigentlich vor, jetzt, da ich seit ein paar Tagen 32 bin, endlich zwei Dinge zu wagen: mich vom Kettenkarussel durch die Luft zischen zu lassen und einen Spaziergang durch die Gehgeisterbahn zu machen. Beides habe ich mich noch nie getraut. Ich wäre jetzt bereit, und ich werde es bestimmt wieder nicht schaffen, denn der Hamburger Dom ist nur noch bis zum 22.4. aufgebaut. Und ab morgen geht es für fünf Tage nach Mallorca. Schade. Wirklich schade.

6 Gedanken zu „Hirn zum Mitreisen gesucht

  1. Oppa sagt:

    Ich hoffe, du bist bei einem alten Funk-Opa nicht ganz so streng mit asap, eta und anderen Abk., die in Fleisch und Blut übergegangen sind.

    Viel Spaß im Ballermann …

  2. nömix sagt:

    Crazy Horst – dürfte eher als Verballhornung des berühmten Pariser „Crazy Horse“-Etablissement gemeint sein, ein ironisches Wortspiel mit dem Namen des Lokalbesitzers. Find ich eigentlich recht witzig 😉

  3. Julia Emma Schröder sagt:

    lieber oppa – natürlich bin ich da nicht streng. ich nehme das eher jungen, dynamisch zickigen Weibern übel. 🙂

    lieber nömix – danke für den hinweis, man lernt doch nie aus. da stand ich dann tatsächlich davor und habe den witz nicht geblickt. armer horst, ich hoffe, ich bin ein einzelfall.

  4. Matt sagt:

    Nein, ich hatte es bis jetzt auch nicht gerafft, obwohl ich fast täglich vorbeikomme.

    Ich dachte schlicht, Horst neige zum Ausflippen, wenn die Gäste nicht spuren, weshalb ihm im Lauf der Jahre der Verrücktenstatus zuerkannt wurde.

    Vielleicht stimmt das ja sogar.

  5. Crazyhorst sagt:

    Dann muss ich mich ja wohl selber mal zu Wort melden.Dewr Name ist mir vor 34 Jahren an der Adenauerallee eingefallen, wo es eine Disco namens Crazy Horse gab,daraufhin hab ich mein erstes Craz Horst i der Otzenstr.eröffnet.Es war nur ein Wortspiel und ist nun nach soo langer Zeit ziemlich kultig geworden.

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