Die einen sind so still, dass man froh ist, sie hin und wieder im Treppenhaus zu sehen, bevor es im selbigen süßlich riecht. Die anderen sind nicht zu überhören und bieten vielerlei Gründe mehr, warum man sie nicht ignorieren kann. Da ich Umzugsprofi bin, allein in Hamburg elf Mal in zwölf Jahren meinen Übernachtunsstandort gewechselt habe, kann ich von vielerlei buntem Nachbarschaftsgedönsel erzählen.
Beginne ich bei meiner ersten Station, der Walddörferstraße in Hamburg-Hinschenfelde. Wie eine Zwanzigjährige in diese beschissen langweilige Gegend ziehen kann? Bezahlbar. Und zu kriegen. Das waren zu diesem Zeitpunkt zwei unschlagbare Argumente.
Die Walddörferstraße zeichnet sich dadurch aus, dass sie zwar nur zweispurig ist, doch leider viel von dem Verkehr, der parallel über die B75 donnert, mitträgt. Wer nicht mit 70 Sachen durchheizt, sondern mit 100 und lautem Getüte, ist ein Krankenwagen, und der muss das Krankenhaus am anderen Ende erreichen. Etwa drei bis fünf Mal in 24 Stunden.
Warum ich dank meines Nachbarn eines Tages einen großen Schäferhund in meinem Wohnzimmer in der Walddörferstraße beherbergte, mich an einem anderen Tag mit genau diesem Schäferhund etwa zwanzig Minuten auf dem Hausflur sitzend durch eine Wohnungstür hindurch unterhielt, nachts um ein Uhr mit einem riesigen Geländewagen einem Polizeiwagen folgen musste, die halbe Nacht auf der Wache verbrachte und ein Polizist tausend Mark von mir verlangte – dazu in den nächsten Tagen mehr.
Song des Tages: Foo Fighters, „Hero“
bei zwölf Wohnungswechseln werden wir also in den kommenden zwei Wochen jeden Tag was drüber lesen, i g’frei mi!
das klingt irgendwie entfernt nach Hafenstraßenerfahrungen…
Ich freu mich auf die Geschichte(n).
@ blogschrift: es wird sich höchstwahrscheinlich sogar länger hinziehen, da ich es bestimmt nicht schaffe, jeden tag eine der geschichten zu bloggen. aber ich geb mir natürlich mühe. 🙂
@ chris: hafenstraße war nicht dabei. wäre bestimmt sehr interessant gewesen.
@ joshuatree: schön, dann gebe ich mal gas!
Ich lebe in Neu-Allermöhe. Meine Nachbarn züchten Hühner auf dem Balkon und im Haus gegenüber wird vom Balkon aus im Fleet geangelt. Morgens weckt mich der Motorradbastler von neben an. Am Wochenende ist dauernt die Polizei in der Straße. Am Bahnhof kochen sich alte Männer in Sportanzügen, Würste auf einem Campingkocher. Was soll ich sagen, so ist das Leben und Hamburg ist eine Perle.
Bei den Nutten in der Wohnung neben mir ist nix mehr los. Dafür gabs über Pfingsten nen Rohrbruch in der Heizung. Neunzig Prozent der Rotzblagen im Jugendzentrum hinterm Haus müsste man einschläfern und – wenn man schon mal dabei ist – die Eltern auch gleich hinter Schloss und Riegel bringen. Mein Parkplatz wird grundsätzlich von den „Gästen“ aus der Kneipe im Erdgeschoss zugeparkt, dagegen soll ich aber lieber nix machen, meint die Verwalterin, weil die griechische Wirts- und Zuhältermafia kennt da nix, die haben schon dem Masseur im ersten Stock die Tür eingetreten, weil der sich mal beschwert hat. Und ich soll doch froh sein, weil ich bin anscheinend der Einzige im Haus, der noch keine Drohungen erhalten hat.
Prima Idee, Emma. Ich blogge dann mal den nächsten Polizeieinsatz.
Und niemals Kiel ausprobiert?
Shame on you! 🙂
@ paul: hühner auf dem balkon klingt extraordinär, das habe ich wirklich noch nie bei nachbarn erlebt. campingkocher am bahnhof klingt aber auch sehr lustig. eigentlich ist bei uns viel zu wenig los, merke ich gerade.
@ rationalstürmer: sag mal, wo wohnst du?? ich sag ja, bei uns ist kaum was los. halt besser die füße still, mit der mafia kaffee trinken könnte ungemütlich werden.
@ mc winkel: doch doch, fast zumindest. drei monate kiel->laboe, laboe->kiel, praktikum bei delta radio im mai 1998, gewohnt in laboe, gefeiert in kiel.
Zu Thema: „Interessantes Wohnen in Kiel“, empfehle ich die kleine Reeperbahn – Straße in Gaarden.
Von außen sah und sieht das echt alles superharmlos aus. Die süßen alten Omis, die sich da immer ihre Fangopackungen beim Masseur holen, würden nie und nimmer drauf kommen, was hinter diesen Mauern tatsächlich abgeht. Und grundsätzlich find ich eine Umgebung „mit Migrationshintergrund“ ja eher schön.
Wer weiß, vielleicht krieg ich irgendwann mal einen Todfeind, dann werd ich über Mafiakontakte noch glücklich sein.