Die buckelige Nachbarschaft / Teil 1-1

Nun geht es endlich los, hier der seit langem angekündigte erste Teil der Nachbarschaftsgeschichten aus Zeiten meiner Umzugsodyssee in Hamburg:

Direkt nach dem Abi zog es mich raus, raus in die weite Welt. Vier Stadtteile weiter. Und dort saß ich nun, meinen 20. Geburtstag vor Augen, eine Beziehung wie sie schräger nicht sein konnte und eine wirklich hässliche Wohnung an einer wirklich hässlichen Straße – mit dieser schrägen Beziehung. Als die Beziehung auf freundlichen Wunsch meinerseits nach drei Monaten auszog, ich schadlos meinen 20. Geburtstag überstand, wurde es dann doch noch ein recht schöner Sommer 1995.

Ich räumte mein Bett aus dem Schlafzimmer ins Wohnzimmer, damit die leere Sofaecke nicht so trostlos aussah, stellte Topfplanzen in die andere Ecke und machte mich dreimal die Woche mit meinem Fiat Panda auf den Weg in den Kaiserkeller auf der Reeperbahn, um die Nächte bis morgens verschwitzt durchzutanzen. Ich ging auf mein erstes Festival, rauchte meinen ersten Joint, hörte Pearl Jam, verliebte mich in Eddie Vedder (Foto) und Männer, die so aussahen wie er, jobbte und schaute mit wachsendem Grauen auf meine herannahende kaufmännische Ausbildung. Ausbildung. Aus mir sollte schließlich etwas werden.

Die Nachbarn hatten es recht leicht mit mir, ab und zu um fünf Uhr morgens Duschgeräusche, sonst war ich kaum zu Hause. Mein direkter Nachbar M. entpuppte sich als einziger netter Flurkontakt, den Rest im Haus sah ich nie. M. hatte eine Metallwerkstatt für Schiffsbeschläge und einen süßen, sehr verwuschelten Schäferhund mit Schlappohren, P.

Eines Tages klingelt es, zunächst beim Nachbarn, dann bei mir. Ein Mann in grüner Uniform steht vor der Tür: „Guten Tag, sagen Sie, ist der Herr M. K. zu Hause?“ Ich schaue das Männchen mit Mütze unverständig an, drücke auf den Klingelknopf rechts von meiner Haustür, der Ton schallt durch die Wohnung nebenan – nichts. „Nee, also ich glaube nicht, dass der zu Hause ist.“ Eifrig fingert er in seiner Brusttasche herum, seine Mütze rutscht ihm in die Stirn: „Also, wenn der Herr M. K. heute noch nach Hause kommt, seien Sie doch so nett und rufen mich kurz unter dieser Nummer an.“ Verwundert und abgestoßen von dem schiefen, schmierigen Lächeln, antworte ich: „Klar, mach ich.“

45 Minuten später höre ich die Wohnungstür neben mir ins Schloss fallen. Mh. Wenn M. ein Schwerverbrecher wäre, würden die Staatshüter wohl kaum so lapidar vorbeikommen und Visitenkarten verteilen. Oder? Ich trete auf den Laubengang und klingel. P. bellt, M. öffnet die Tür. „Hallo M., vorhin war die Polizei da, die wollen Dich sprechen. Hier ist die Karte, eigentlich sollte ich sie anrufen, aber mach das mal selber.“ „Oh, danke, Emma. Ich kann das erklären.“

Was die Polizei von M. will, warum ich nachts in einem riesigen Geländewagen einem Einsatzfahrzeug folgen muss und mein Girokonto plündere – in Teil 1-2.

Song des Tages: Jack Johnson, „Breakdown“

7 Gedanken zu „Die buckelige Nachbarschaft / Teil 1-1

  1. Joshuatree sagt:

    1.) Bravo! *aufgeregtmitdenhändenklatsch* – da will ich sofort weiterlesen!

    2.) Meine ungeduldige Ader hat Fortsetzungsromane stets missbilligen müssen.

    Nimm Dir doch also büdde büdde 2 Wochen Urlaub und schreib das Ding fertig ;-).

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