Blog Reloaded

Doch, ja, nein, vielleicht – ach, doch. Der Stand der Sterne, zu erkennen, dass es doch so etwas wie eine Sonne gibt, etwas mehr Schlaf oder der Verzicht auf Kaffee und Alkohol? Keine Ahnung, was die Ursache dieser Übersprungshandlungen ist – auf jeden Fall mache ich nun doch weiter.

Nicht jeden Tag, aber immer wieder – irgendwie vermisse ich meinen Blog. Schnüff.

Adios Amigos!

Ostermontag ist ein prima Tag dafür. Adieu Bloggossphäre!

Fazit I: Ein halbes Jahr Worte im Internet haben Spaß gemacht, über Kommentare und nette E-Mails habe ich mich immer sehr gefreut, vielen Dank an alle – das war eine schöne Zeit!

Fazit II: Schnelles Begeisterungsfeuer und dann stetig kleiner werdende Flammen sah ich auf meiner Spielwiese der Gedanken, und die Konsequenz ist nun ein großer Eimer Wasser.

Da das Internet mich seit fast zehn Jahren fasziniert, werde ich nicht ganz aussteigen und weiterhin meine ehemalige, seit vielen Jahren im Netz stehende, Bewerbungshomepage www.eins60.de online lassen, dort ist seit langer Zeit ein Relaunch geplant, vielleicht wird es ja in nächster Zeit etwas.

Und natürlich werde ich weiterhin Eure Blogs lesen – und mich eventuell irgendwann wieder in diese erstaunliche Gemeinschaft einreihen! Bis dahin – alles Gute!

Tot ziens! Dag! Auf Wiedersehen!

Emma

Ein Album des Tages zum Schluss: The Kooks! Ganz groß!!

Abpfiff

Ecke für Bayern in der Ecke der härtesten Pauli-Fans: Pfiffe, Pfuirufe, Buhrufe, Pizarro wackelt überheblich zum Ball und zeigt den Pauli-Fans den ausgestreckten Mittelfinger. Froh kann er sein, dass Security anwesend ist, froh kann er sein, dass nicht innerhalb von zwei Sekunden zweihundert Paulianer auf ihn springen, um ihn zu lynchen. Pizarro macht das Tor, eine unerträgliche Genugtuung für den Dämlack.

Endstand 0:3, und diese bloßen Zahlen zeigen nicht die Wirklichkeit. Auf der FC-Bayern-München-Website heißt es:
Die Bayern begannen engagiert und ließen bei den Hausherren und den Fans auf den Rängen zunächst keine Euphorie aufkommen.
Der Schreiber dieser Zeile war entweder nicht im Stadion oder muss etwas mit den Ohren haben.
Und zur ersten Halbzeit:
Die Hamburger konnten das Spiel im Mittelfeld jetzt ausgeglichen gestalten und waren den Gästen nahezu ebenbürtig.
Ähem. Der Schreiber dieser Zeile war entweder nicht im Stadion oder muss etwas mit den Augen haben.

Nach dem Schlusspfiff bedrückte Gesichter, Tränen aber auch Jubel und wieder und wieder Fangesänge – was für ein Spiel!! Nur wird es ab jetzt kritisch für den St. Pauli. Jetzt geht der härteste Kampf erst los.

Song des Tages: Donavon Frankenreiter, „On My Mind“

1 Tag bis Frühlingsanfang

Einen Monat Pause, nicht geplant, keine tiefer gehenden Gründe. Eine Schreibblockade, Winterschlaf, Faulheit? Vier vermaledeite Wochen sind schnell rum, sie liegen wie eine große braune Pfütze vor den nächsten Worten und Themen kommen und gehen – nix interessant genug … Da kann ich auch über halbleere Milchtüten schreiben. Nun denn, jetzt rollt es wieder, das Wort, nicht das r. Vielen Dank für die netten Kommentare und E-Mails – das waren die Gummistiefel, die die Pfütze überlisteten.

Und was passiert an diesem Wochenende? Großartige Ereignisse fluten das Internet: Paris Hilton sucht was zum Poppen, Popstars rufen Adoptionen zum neuen Trend aus, und Deutschland hat endlich seinen Superstar. Nachdem genügend Grenzdebile sich lächerlich gemacht haben, trötet Tobias Regner ab Montag im Studio. Ey Alter – Plattenvertrag, Tour, das ist DIE Chance deines Lebens! Und Alexander wärmt schon mal den Platz an.
Diese Fernsehformate können nicht mehr wirklich erschüttern, was mich aber fertig macht: Wenn Musiker, die ich mal gut fand, die ich verehrt habe, sich für Grütze hergeben. Und so wird Jason Newsted (ehemaliger Bassist von Metallica) in einer Reality Show mitwirken und damit vom Olymp der Rockgötter in den Sumpf der Peinlichkeiten absteigen. Per Fernsehshow sucht er gemeinam mit Tommy Lee und Gilbert Clark (Ex-Guns’n’Roses-Gitarrist) einen Sänger für die neue Band Supernova. Wie einst INXS. Was ist bloß falsch gelaufen?

Song des Tages: Audioslave, „Be Yourself“

Noch 15,5 Stunden

Romantik auf Knopfdruck. Rosen per Fleurop, schnell noch einen Tisch in irgendeinem Kerzenscheinrestaurant reservieren, damit die Liebste nicht beleidigt ist. Denn Valentinstag hat Einzug gehalten, im Radio quatschen irgendwelche grenzdebilen Moderatoren seit sechs Uhr von Liebe und Geschenken, Blumengeschäfte sind mit Herzen vollgeballert und in Tageszeitungen findet man Liebesgeständnisse, die ihresgleichen suchen. Fremdschämen passt als Gefühlsbeschreibung ganz gut, wenn man folgende Namen liest:

Uli-Stupsi, knups-Maus, Helli-Maus, Schnitzel, Bimmelz, Trottelchen, Wildkätzchen, Knuddelhoops, Nacktfrosch

Auch etwas Drama ist dabei, diese Anzeigen sind alle auf ein under derselben halben Seite abgedruckt:

Liebste Uta! Wann gibst du mir endlich die erste reelle Chance? Ich vermisse dich! Der Mundtodgemachte

Uta, geliebte Traumfrau, wann befreist du mich von den schrecklichen Alpträumen. Dein Peter im Mond

Liebste Uta, eine platonische Umarmung zum Valentinstag für Dich von mir. Das Leben könnte so schön sein. Ich liebe dich. Peter

Liebste Uta, wenn du das lesen würdest, wüsstest du, wie sehr ich dich mag. Peter

Liebste Uta! Zum Valentinstag alles Liebe und Gute! Ich mag Dich sehr! Peter. Bitte nimm meine Hand, mein Herz hast du schon.

Und dann noch:

Liebe Uta, ich mag dich und freue mich auf unser verspätetes Candlelight-Dinner am 25. Feb. 2006. Ganz liebe Grüße. Peter

Liebe Uta, wenn du da hingehst, dann ein kleiner TIpp: Treffe dich nur an einem öffentlichen und belebten Platz, sag einem Freund, wo du bist, mach mit ihm aus, dass du dich jede volle Stunde bei ihm meldest, und wenn du das nicht tust, dann soll er die Polizei vorbeischicken.

Die Wahrheit

Opa zur 6jährigen Enkelin: „Und – was machen wir beiden Hübschen jetzt?“
Enkelin, grinst etwas verlegen, guckt woanders hin:„Mmmh.“
Opa: „Was ist? Findest du dich nicht hübsch?“
Enkelin, grinst jetzt breit, kichert: „Dooooch … Aber dich nicht.“

Vor 25 Jahren

Mein Opa Billie kommt auf das Gartentor zu, wie der Sand unter seinen Lederschuhen knirscht, höre ich genau – und ich mag das Geräusch. So klingt das unter seinen Schuhen immer, es hat etwas Beruhigendes. Bei allen Schuhen, die ich besitze, habe ich angestrengt gelauscht, doch dieses leise Knirschen wollte sich unter meinen Sohlen nie einstellen.

Mit einem verschmitzten Lächeln steht er dort auf der anderen Seite des Holzes, eine Hand hinterm Rücken. Meinen Plastikball lasse ich fallen und laufe auf ihn zu. Langsam zieht er den Arm nach vorn und da liegt sie: meine erste Platte!
ORS, „Lady Lady Lady“. Ich umarme Billie und laufe mit meinem Schatz, hüpfendem Herzen und roten Wangen ins Haus: „Mamaaaa!“

Einen Plattenspieler kann ich noch nicht bedienen, ich bin erst Fünf, aber meine Eltern sind auch beim sechsten Mal geduldig und hören meinem begeisterten Singsang zu, der Text im Refrain ging ungefähr so:

Sie:
„Er ist so nett, doch vielleicht zu jung für mich. Aber ich mag, ich mag die Art so wie er spricht. Ich glaub‘, wir würden – uns gut versteeeeehn“
Er:
„Lady Lady Lady Lady Lady, Lady Lady – lass mich Deine Träume sehen“
Sie:
„Uala, lala, lala lalahaaa“
Er:
„Lady Lady Lady Lady, Lady Lady – lass Dich geh’n“
Sie:
„Uala, lala, lala lalaaaa“

Und dann kommt eine Zeile, die man kaum versteht, weil der Sänger sie höher kreischt als Robin Gibb es je getan hat.
Eine schräge Mischung aus Dschingis Khan und Bee Gees, das trifft es. Orlando Riva Sound – man beachte bitte den extraordinären Goldanzug des Herren in der Mitte – und die Siegerpose, in dem er der Sängerin seinen Fuß auf das Knie stellt. Tsss.

Ich muss nicht erwähnen, dass ich den Text damals inhaltlich nicht wirklich erfasst habe – und dass ich das Lied noch immer gern höre. Das ist ein wirklich schlimmes Lied, aber diese nostalgischen Verblendungen aus der Kindheit wird man nie mehr los. Und ich wehre mich nicht dagegen, „Lady Lady Lady Lady, Lady …“.

Noch 1 Mal und ich …

Eine unterhaltsame Rossini-Oper läuft gerade 100 Meter Luftlinie vor mir über die Bühne, ich lehne mich in meinem unbequemen Samtsitz zurück und bin rundum friedlich.
Plötzlich keucht es knapp hinter meinem linken Ohrläppchen.
Hüsteleien, ich bitte Euch, darüber guckt man mit einem kleinen Lidflattern hinweg. Doch dieses Keuchen steigert sich in ein Gegurgel, wie die kleinen Plastikmundsauger beim Zahnarzt machen. Langsam steigt mir etwas Hitze hoch, mein Kopf zuckt ein bisschen nach links. Und dann tönt träge Schnodderei durch die nächsten 60 Sekunden.

Drei Sekunden Pause.

Dann blubbert es von unten hoch. Schnieft. Und schnoddert wieder. Er zieht hoch! Der Opa hinter mir zieht schamlos und mitten in einer Arie zwei Pfund Schleim hoch, lässt wieder runterlaufen, um ihn dann mit einer Vehemenz erneut hochzureißen, mit der Ameisenbären sonst Hügel aussaugen.
Nach dem sechsten Mal laufen meine Ohrenspitzen rot an, meine Hand liegt auf der Tasche, in der sich leider keine 9 mm Halbautomatik befindet, sondern eine Packung Taschentücher. Warum sagt seine Frau denn nichts??? Was ist denn das für eine belästigende Ignoranz und Ekelhaftigkeit??? Und wie läuft das denn dort zu Hause ab? Leute, die bei solchen Geräuschen abgestumpft ausblenden, die gucken sich doch auch beim Scheissen zu!

Und dann Applaus und ein letzter kräftiger Zieher. Stille hinter mir. Kurz drehe ich mich um, um zu sehen, ob er sich eventuell das Hirn an der Schädelrückwand platt gesaugt hat, doch er sitzt zufrieden und aufrecht und applaudiert. Fast wäre ich Teil der Ungeduldig & Jähzornig-Bewegung geworden. Das war knapp. Sehr knapp.

Song des Tages: K‘s Choice, „Not An Addict“

Das Ende

Wenn ich in einen Kinofilm gehe, um mit einer Freundin ein bisschen in seichter Unterhaltung zu planschen, dann brauche ich verdammt noch mal ein Happy-End! Und dann sitzen Jessica und ich da, gucken Uma Thurman und ihrer jungen Schnitte beim Poppen zu, lachen über Meryl Streep und leiden und juchzen leise vor uns hin – in dem festen Glauben, dass alles sehr gut wird. Und? Sie lieben sich, aber sie können nicht. Abspann.
Da kann ich nicht drauf. Da kann ich wirklich gar nicht drauf. Das ist wie Marsriegel hinhalten, einmal dran lecken lassen und wieder wegziehen. Das ist mies.

Wo ist mein Dienstagshappyend? Nicht einmal irgendein Film mit perfektem Ende will mir jetzt einfallen …

Song des Tages: Led Zeppelin, „Hey Hey What Can I Do“