Wenn ich Wolke Hegenbarth hieße, würde ich mich in Grund und Boden schämen. Nicht, weil ich einen komischen Namen hätte, sondern weil ich dick und fett von sämtlichen Bushaltestellenplakaten herunterschauen würde. Nicht, weil ich dick wäre – sondern weil ich eine gertenschlanke, mittelmäßige Schauspielerin wäre, die wunderschöne Kosmetikwerbung macht, und die sich in einen Fatsuit stopfen lässt, um respektlose, demütigende Promotion für eine Serie auf Sat.1 zu machen.
Die Idee mit dem Fatsuit ist so abgelutscht, dass mir vor lauter Gähnen der Kiefer knirscht, die Idee „Zwei Frauen, die sich nicht mögen, tauschen über Nacht durch ein Wunder die Körper“ so vertrocknet, dass die Linde knackt. In diesem Fall sind sie nicht jung und alt sondern dick und dünn.
Und so sieht man Wolke in den Wolken als übergewichtige Frau, inszeniert als King Kong, die durch die Stadt stampft, in einer Hand „die weiße Frau“ – sich selbst in dünn. Die Message von „Hihi“-Hegenbarth: „Das ist die aufwändigste Rolle, die ich je hatte“. Pseudomoralische Reden – dafür ist hier kein Platz, wenn Schauspieler mit betroffenem Blick weismachen wollen, dass sie jetzt wüssten, wie schwer es dicke Menschen haben, wie viel mehr Verständnis sie jetzt hätten – Bullshit.
Aber was soll hier die Message sein?
„Guckt mal, wie scheiße Wolke dick aussieht, und wie großartig in Größe 36?“ – wie interessant!
„Schaut mal, eine Dicke als King Kong“ – wie lustig!
„Ihr könnt ruhig über Dicke lachen, Wolke und Sat.1 tun es doch auch!“ – ach, na dann!
Zeitgleich mit der Serienpromo engagiert sich Wolke als sozialer Mensch – sie übernimmt die Schirmherrschaft für eine Knochenmarkstypisierung, um einem leukämiekranken jungen Mann zu helfen. Wie nett von Dir, Wolke! Bist Du auch so nett, und hältst dem dicken Mädchen, das morgens am Bus neben Deinem Plakat von Mitschülern ausgelacht wurde, die Stirn beim Kotzen?
Als Stefan Raab sie bei einem Fatsuit-Auftritt in TV Total nach ihrer Maske fragt und Hegenbarth von der Firma schwärmt, die dafür zuständig ist, schwafelt sie selbstgefällig menschenfreundliche Dinge wie: „Ja, die machen auch Monster … und Menschen wie mich.“
In einem Interview auf Welt Online äußert sich Hegenbarth 2004 über die Vorbildfunktion ihrer Serienfigur aus „Mein Leben & Ich“:
„Alex rennt nicht jedem Trend hinterher. Sie macht ihr eigenes Ding. Und ist deshalb ein gutes Vorbild“, sagt Wolke Hegenbarth. Wahrscheinlich sei dies der Grund, warum junge Leute die Serie so schätzten. Und warum sie selbst, die Schauspielerin, bei ihnen so respektiert sei.
Vorbild, Respekt …? Kann nicht jeder älter UND klüger werden.
Sagte ich, dass DSDS die hinterste Ecke der untersten Schublade sei? Dieter, rück mal ein Stück, Du bekommst Gesellschaft.
Großartig auf den Punkt gebracht! xD
Vielen Dank, Philipp!!
Ja, den Punkt hast du echt getroffen. Ich finde die ganze Idee der Serie erniedriegend und peinlich… das erinnert an Wallraff, der sich lustig schwarz anmalt um auf Missstände aufmerksam zu machen. Einfach nur unsensibel und null nachgedacht…
Danke, Lillian!
Oh ja. Dazu gab es damals einen guten Artikel:
http://www.spiegel.de/kultur/kino/kritik-an-neuem-wallraff-film-einfach-nur-der-fremde-a-655929.html
Lasst doch die Frau ihre Brötchen verdienen.
Aber Kohlenhydrate machen doch dick. 😉