Wieder einmal auf dem letzten Drücker: Weihnachtsgeschenke. Zum Glück ist mein Zettel nicht sehr lang, da meine Familie und ich beschlossen haben, uns nichts mehr zu schenken. Danke! Das lässt Zeit für einen kurzen Abstecher ins Alsterhaus für eigene Belange.
In der Strumpfhosenabteilung schleiche ich von Regal zu Regal und kann mich nicht entscheiden. Mir geht es um etwas Schlichtes, Schwarzes, etwas, das einem ermöglicht, auch im Winter Röcke zu tragen. Erschlagen werde ich von endlosen Musterstrumpfhosen-Reihen, die meine Netzhaut zum Flackern bringen. Wer zieht bloß so einen Mist an? Grafische Abwandlungen, die nicht mit den gängigen Formen wie „rund“ oder „quadratisch“ zu beschreiben sind und Farben, die man noch nicht einmal als Socken tragen würde. Wenn so eine „pfiffige Musterstrumpfhose“ dann angezogen ist, sieht es aus, als hätte man Lepra. Oder einfach nur Schimmel, Hautirritationen, Beulen – diese Dinger machen alles – nur keine schönen Beine!
Ich wühle also in der Normalo-Ecke. Eine freundliche Verkäuferin fragt, ob sie mir helfen kann. Als ich zu meiner Frage ansetze, ist mir noch nicht klar, wie tatkräftig diese Dame ist … Wie die Größen ausfallen, möchte ich wissen. Gar kein Problem! „Dann packen wir die einfach mal aus!“ erwidert sie. Zwei Handgriffe später stehe ich im Gang zwischen gestressten Menschen und knisternden Verpackungen und habe eine ausgerollte Strumpfhose vor mir, mit einer hilfsbereiten Fachkraft dran. Die meint nur: „Darf ich mal?“, hält das obere Ende an meiner Hüfte fest und zieht die Fußenden auf den Boden. „Das müsste passen.“ Irgendwie ist es mir etwas peinlich, wie ich da so stehe und mir eine Strumpfhose angehalten wird, und ich bin froh, dass ich nicht nach Strapsen gefragt habe.
In der Spielwarenabteilung bei Karstadt ist dann keine Zeit mehr für Gefühle. Hier herrscht Krieg. An den Dauerdruck von Körperteilen in meinem Rücken gewöhne ich mich schnell, doch als ich zwischen den Regalen einfach stecken bleibe, da sich um mich herum nichts mehr bewegt, bekomme ich ein bisschen Panik. Kurzatmig erreiche ich mein Fahrrad und bin erleichtert, dass ich mich nicht auch noch in einen Bus prügeln muss. Über knirschenden Eisschnee und im Schein der Wintersonne radel ich nach Hause, an den Wallanlagen vorbei, dem Naturidyll für Innenstadtbewohner.
Song des Tages: Blind Melon & Pearl Jam, „California“