27 Minuten bis Spielende


Und Schalke 04 ist schon jetzt raus. Die Kicker vom AC Mailand haben das Ding im Sack. Ob ich mich für Fußball interessiere? Nö. Doch. Ein bisschen. Ich bin eine von diesen Teilzeittussis in punkto Fußball. Einige Spiele und vor allem Europa- und Weltmeisterschaften verfolge ich zwar ohne tiefgehende Sachkenntnisse, aber durchaus mit Herzblut.
Oh, kurzer Einwurf: 2:3 für Schalke, geht da doch noch etwas?
Wo war ich? Ach ja, Herzblut. Aber kein rosarotes. Denn ich kann durchaus meine Klappe halten, stöhne nicht ständig verzückt über tolle Wadenmuskeln oder die süßen Franzosen oder ärgere mich lauthals über Abfiffe, die offensichtlich Abseits waren. Natürlich mache ich all das in inneren Monologen mit mir aus, doch ich weiß mich in Gegenwart von Männern beim Fußballgucken eben zu benehmen. Ein erschrockener Griff an den Unterarm meines Sitznachbarn kann vorkommen, ein erstaunt begeistertes „Alter! Was für ein Schuss!“, und frenetischen Jubel beim Tor durch die richtige Seite gibt’s bei mir natürlich auch. Und Sofa, Dosenbier, Chips – halt das Kulturprogramm drumerhum, das macht Spaß.

Fest in männlicher Hand ist Fußball trotz Künzer & Jones nach wie vor. Warum eigentlich? Warum finden Frauen Fußball weniger spannend als Männer? Und selbst wenn man sich als Frau nicht für die Regeln, den Sport an sich begeistern kann, ist es im Prinzip doch so: Da stehen sich 22 Kerle auf einem großen Rasenplatz gegenüber, ungefähr zehn davon sehen ziemlich klasse aus, sechs so lala und sechs gehen gar nicht. Sie laufen, sie spielen, sie raufen, und am Ende ziehen sie sich obenrum aus. Ist doch super, oder? In der Halbzeit kann man neue Margeritas machen, Bier holen oder Chips auffüllen und kurz telefonieren.
Oder sind wir vielleicht zu zimperlich – fehlen uns die Eier? Dem widerspricht die Jean-Claude-van-Damme-Hysterie in den Achtzigern und dass viele Frauen Handball spielen. Wer nämlich meint, Fußball sei hart, der sollte sich mal für eine Halbzeit als Kreisspieler aufstellen lassen.
lst es dann möglicherweise so, dass wenig Frauen Fußball gucken oder spielen, weil sie meinen, in Männeraugen als unweiblich zu gelten? Das wäre in eine dusselige Kerbe mit der Haltung, dass Frauen lange Haare haben müssen, um als echtes Weib durchzugehen. Eventuell ist es auch so, dass über die Grundvoraussetzungen – zu laufen und gegen einen Ball zu treten – fast jeder Mensch von Natur aus verfügt. Besonders schlau muss man für Fußball auch nicht sein, Spielerinterviews zeigen dies anschaulich. Also brauchen Frauen einfach etwas Anspruchsvolleres?

Auf dem Foto sieht man ein Plakat, welches kürzlich an unserer Hauswand in der Marktstraße hing. Kann es mir jemand erklären? „Richtig geile Scheiße“. Ah ja.

Song des Tages: Fiona Apple, „Shadow Boxer“

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