Wenn die Augen den ganzen Tag brennen, als ob man die Kontaktlinsen versehentlich in Säure statt Base getaucht hätte, dann steht fest: Das war zu wenig letzte Nacht. Denn dass man auch müde von zuviel Schlaf sein kann, halte ich für ein schlappes Gerücht, welches übersetzt heißt: „Nun stell dich mal nicht so an.“
Warum schlafen wir eigentlich? Angeblich, um den Neuronen eine Verschnaufpause zu gönnen, denn wenn man wach ist, lernt man ununterbrochen – die Synapsen, welche die Verbindung zwischen den Neuronen bilden, sind also auf Dauerfeuer. Und diese Synapsen sind Energiefresser, also melden die Neuronen irgendwann Erholungsbedarf und die Augen fallen zu.
Wenn das stimmt, hieße das ja, dass Menschen, die mit wenig Schlaf auskommen, einfach weniger lernen. Und ich, die mindestens acht bis neun Stunden braucht, um einen knatschfreien Tag zu erleben, lerne mehr. Hab ich’s mir doch gedacht. Was mich stutzig macht: Auch Fruchtfliegen brauchen zehn Stunden Schlaf.
Giraffen übrigens nur zwei, und der Papageienfisch sondert in seinen Ruhephasen eine Schleimhülle ab, in die er sich dann einhüllt. Wie ekelhaft. Stellt Euch das mal auf den Menschen übertragen vor … Nee, stellt es Euch lieber nicht vor.
Die Nacht im Karoviertel fängt oft spät an und endet umso früher. Feiert der eine Nachbar bis morgens um Vier, wird der andere um kurz vor Sieben vom Pflegedienst geweckt. Ein ausgewachsenes Nilpferd trampelt die Treppe bis in den fünften Stock hoch, klingelt, schließt die Tür auf, um noch im Türrahmen stehend unserem halbtauben Nachbarn zuzubrüllen: „Guteeeen Morgeeeeen!!“ Rums! Die Tür ist zu, dafür geht nach drei Minuten das Badezimmerfenster auf – die Nachbarschaft soll schließlich auch was von den Gesprächen haben. Gespräche, bei denen sich zwei Menschen eigentlich durchgehend anschreien – der eine, damit der andere ihn hört, der andere, damit er sich selbst hört. Zu diesem Zeitpunkt sind es noch runde 60 Minuten bis zum Weckerklingeln.
Heute gibt es kein Foto. Ich war zu müde, um die Kamera zitterfrei zu halten.
Song des Tages: Amos Lee, „Soul Suckers“